7. Abschnitt
Unter dem preußischen Adler während der drei Schlesischen Kriege
Der Einmarsch der Preußen überraschte die Österreicher. Sie traten in Eile den Rückzug an, um sich im Schutze der Festungen Glatz und Neisse zu sammeln. Rasch drangen die Truppen König Friedrichs II. in Schlesien vor.
Am 3. Januar 1741 rückte das Regiment von Schwerin als erste preußische Truppenmacht in die Stadt Reichenbach ein. In der nächsten Zeit wechselten die Einquartierungen. Am 24. Februar 1741 kam das Regiment von Götze in die Stadt und die umliegenden Dörfer ins Standlager. Die Regimenter wurden von ihren Feldpredigern begleitet, und die protestantische Bevölkerung hatte jetzt die Möglichkeit, unter dem Schutze der Preußen wieder ihre Andachten in der Stadt ausüben zu können.
Den ersten dieser Gottesdienste hielt der Feldgeistliche des Regimentes von Götze am 5. März im Hause des Chirurgen Fromberg ab, denn die Protestanten besaßen damals noch keine eigene Kirche. Ein zweiter Gottesdienst fand am 12. März im Hause des Tuchkaufmanns Hahn an der Ringecke der Tränkstraße (Trenkstraße). Im Übrigen wurde trotz der wohlwollenden Gesinnung der Eroberer die Stadt nach Kriegsrecht behandelt. Die Bürgerschaft musste auf Anordnung des militärischen Befehlshabers am 23. März sämtliche Gewehre und Säbel abliefern. Auf Verheimlichung von Waffen stand die Todesstrafe. Als am 5. April das Regiment abmarschierte, erhielten die Einwohner auf Antrag des Bürgermeisters ihre Gewehre wieder zurück, aber in unbrauchbarem Zustande, denn die Schlösser waren von den Preußen entfernt worden. Bald ergingen auch die ersten Verwaltungsanordnungen. Am 12. Juli kam durch königlichen Befehl, dass dem Magistrat mindestens zwei protestantische Mitglieder angehören sollten. Das jahrzehntelange Unrecht der österreichischen Regierung, die Andersgläubigen von der öffentlichen Verwaltung auszuschließen, war damit beseitigt, und fortan hatte trotz aller Kriegsdrangsale der preußische König durch diese Maßregel die Zuneigung der Mehrheit der Reichenbacher Bürger gewonnen. Mit der Einführung der Bekenntnisfreiheit begannen auch wieder die protestantischen Taufen in der Stadt. Erster Täufling war der Sohn des Büchsenmachers Bernhard Posch, der zu Ehren des Preußenherrschers die Vornamen Christian Friedrich erhielt, wie überhaupt seit dieser Zeit der Vorname Friedrich sehr beliebt wurde. Ihn erhielt auch der zweite Täufling aus diesem Jahre, der jüngste Sohn des Weißgerbers Heinrich Sadebeck. An diese Familie erinnern noch heute die nach ihm benannte Straße im neuen Wohnviertel am Ausgange der Schweidnitzer Straße und der idyllische Friedhof auf der früheren Totenschanze.
Am 21. August 1741 sah Reichenbach zum ersten Male den preußischen König in seinen Mauern. Die Stadt wurde für einige Zeit sein Hauptquartier und er wohnte bis zum 7. September im Frombergschen Hause, während die Armee ringsum auf den Äckern und in den Dörfern das Feldlager aufschlug. Dabei wurde die Ziegelscheune vor dem Breslauer Tore durch die Truppen fast gänzlich zerstört. Auch sonst erging es der Stadt vorläufig nicht zum Besten. Am 26. August verlangte man ihr 600 Floren als Kontribution ab, und da die Kämmereikasse über diesen Betrag nicht verfügte, musste die Schützenkette mit ihren 69 Dukatenstücken im Werte von 693 Gulden in Zahlung gegeben werden.
Der Sieg bei Mollwitz brachte den Preußen im Waffenstillstand zu Klein-Schnellendorf am 9. Oktober 1741 den Besitz von ganz Schlesien und schon am 26. Oktober unterschrieb der Magistrat die Huldigungsurkunde. Am 31. Oktober vertraten die Ratsmitglieder Maysel, Blasgude und Neumann die Stadt bei der feierlichen Huldigung in Breslau. Nun richteten auch am 13. November die protestantischen Bürger an ihren neuen Herrscher das Gesuch, ein eigenes Gotteshaus und eine Schule einrichten zu dürfen. Sie baten, ihnen für diesen Zweck das Klostergebäude nebst dem Kirchlein zuzusprechen. In der Antwort vom 24. November wurden sie bis zum Friedensschluss vertröstet. Mit diesem Frieden wurde es freilich zunächst nichts, denn noch vor Jahresende begannen die kriegerischen Handlungen von Neuem. Trotzdessen kam am 10. Januar 1742 vom Könige der endgültige Bescheid, worin er den Protestanten die Genehmigung zu einem Gotteshause und einer Schule sowie zur Anstellung eines Predigers erteilte. Dagegen wurde die Übereignung des Klosters mit der Begründung abgelehnt, dass nach dem Willen des Königs das Eigentum und die Rechte der katholischen Gemeinde in seiner Weise geschmälert werden dürften.
Diese Entscheidung entsprach ganz den Auffassungen des Preußenkönigs, der bekanntlich in seinem Religionsedikt erklärt hatte: Alle Bekenntnisse sollten geduldet sein, denn ein jeder müsste auf seine Weise selig werden. Kein Fürst seiner Zeit hat so wie er darauf gehalten, dass kein Bekenntnis dem andern Abbruch tat und alle in Frieden miteinander auskamen.
In Reichenbach schritt man am 2. Februar zur Wahl des ersten evangelischen Geistlichen durch ein Kirchenkollegium von zwölf Bürgern. Gewählt wurde der Feldprediger Krancher. Zehn Tage später wurde das wegen Steuerschulden der Stadt zugefallene Haus Nr. 105 von der protestantischen Gemeinde für 300 Taler käuflich erworben und zum Bethaus eingerichtet, denn zum Bau einer Kirche fehlten die Mittel. Schon am 13. Mai hielt der neue Pastor den ersten Gottesdienst ab. Ebenso wurde das an der Schweidnitzer Straße gelegene Haus Nr. 107 für 200 Taler angekauft und als evangelische Schule in Benutzung genommen.
Am 11. Juni 1742 beendete der Frieden zu Breslau den ersten der Schlesischen Kriege. Die jetzt preußische Stadt Reichenbach feierte das Friedensfest am 15. Juli mit einer Andacht in den Gotteshäusern, der auch das Militär beiwohnte. Hieran schlossen sich Belustigungen aller Art, wie Böllerschießen und Illuminationen, die bis in die Nacht hinein währten. Allgemein war die Freude der Bürgerschaft, durch einen so rasch beendeten Krieg der habsburgischen Herrschaft ledig geworden zu sein, und für die Beliebtheit, deren sich König Friedrich II. in der Stadt erfreute, sprechen die mannigfaltigen Inschriften, die damals zur Schau gestellt wurden und deren eine beispielsweise lautete:
„Unter Friedrichs Sonnenschein,
Unter seines Adlers Flügel
Wird der Neider Zaum und Zügel
Kurz genug gebunden sein!“
Am 29. September 1742 und am 31. März 1743 reiste der neue Herrscher durch Reichenbach. In diese Zeit fallen auch wesentliche Verwaltungsänderungen. Das Steuerwesen wurde nach preußischem Muster geregelt. Die städtischen Färbereien, deren Steuerpflicht bisher umstritten war, zog man jetzt zu Abgaben heran. Die Gehälter des Bürgermeisters, der übrigen Ratsmitglieder und städtischen Beamten wurden in einem Salarienetat genau festgesetzt, kurz, alles bis ins Kleinste geordnet. Der katholische Stadtpfarrer Zoller verließ in diesem Jahre seine Pfarrstelle, die bis 1744 vertretungsweise verwaltet und dann mit dem Pfarrer Freiherrn von Bitschin neu besetzt wurde.
Dem Schützenwesen wandte der König sein besonderes Wohlwollen zu. Im Jahre 1744 wurde auf seine Anregung eine neue Schützenordnung aufgestellt, und Friedrich II. bestimmte, dass die Stadtverwaltung alljährlich an die Schützengilde eine Summe von 56 Talern zu zahlen habe. Hiervon sollten 20 Taler denjenigen Schützen zufallen, die sich an den wöchentlichen Schießübungen am regelmäßigsten beteiligt hatten. Die übrigen 36 Taler wurden als Geldpreise für das Königsschießen verwendet. Für diesen Zweck war auch noch eine Regierungsprämie von 8 Talern ausgesetzt.
Um die Wende des Jahres 1744 drohte bereits neue Kriegsgefahr. Das Frühjahr verging mit Verhandlungen zwischen den europäischen Mächten. Als es jedoch immer deutlicher wurde, dass Maria Theresia auf das im Breslauer Frieden verlorene Schlesien keinen dauernden Verzicht leisten würde, kam der preußische König ihren Absichten zuvor und traf im Frühjahr 1745 seine kriegerischen Vorbereitungen. Von Frankenstein kommend, bezog er mit der Armee in der Gegend zwischen Reichenbach und Gräditz am 20. Mai sein Quartier. Von hier marschierte er nach Breslau ab, lockte dadurch die Österreicher unter dem Prinzen Karl von Lothringen über die Sudeten und schlug sie bei Hohenfriedeberg entscheidend. Schlesien war vom Feinde wieder frei, und die Schlachten von Soor, Hennersdorf und Kesselsdorf führten am 25. Dezember desselben Jahres zum Dresdener Frieden, in dem der Frieden von Breslau bestätigt wurde. Seit jener Zeit führte Friedrich II. bei seinen Zeitgenossen den Beinamen „der Große“.
Am 1. Mai 1746 erhielt die Stadt die erste preußische Garnison in dem Regiment Markgraf Heinrich, und am 8. August traf der König in Begleitung der Herzöge Ferdinand von Braunschweig und August Wilhelm von Bevern in Reichenbach ein. Vor der Statue des heiligen Nepomuk stehend, nahm er die Parade über das Militär ab und reiste dann weiter.
Die Aussicht auf einen dauernden Frieden belebte die Bautätigkeit. Über 140 Häuser waren in der Stadt innerhalb der letzten 85 Jahre errichtet worden. Im Jahre 1746 entstanden die Windmühlen auf dem Hügel am Wege nach Dreißighuben und auf der Schanze rechts des Tränktores (Trenktores), dem danach benannten Windmühlenberg. Ferner wurde die zerstörte Ziegelscheune wieder hergestellt. Die Neuvermessung des städtischen Vorwerks ergab eine Größe von 578 Morgen. Das auf der Brauerstraße gelegene, neu erbaute städtische Brau- und Malzhaus wurde am 4. Januar 1747 in Betrieb genommen.
Als Malteserkommendator wurde der Graf von Falkenhahn am 13. Mai 1748 durch einen königlichen Kommissar feierlich in sein Amt eingeführt. In diesem Jahre richtete die preußische Verwaltung die Hauptwache und die vier Torwachthäuser ein, deren jedes mit einem Torschreiber und einem Militärposten besetzt wurde. Auch in den folgenden Jahren hielt die lebhafte Bautätigkeit an. Sie erfuhr durch die preußische Regierung weitgehende Förderung. Nach dem Kataster vom Jahre 1750 wurden insgesamt 395 Häuser gezählt, davon 101 in der Vorstadt. Diese Zahl bleibt hinter der Blütezeit im Jahre 1626 um mehr als die Hälfte zurück. Die Einwohnerzahl betrug 2155, wovon mehr als die Hälfte protestantisch war. Hinter den Gewerbetreibenden waren die Züchner und Schuhmacher am stärksten vertreten. Auf 80 Webstühlen wurden in der Hauptsache Kanevas und Barchent in beträchtlicher Menge hergestellt.
Die alten Streitigkeiten der Stadt mit den benachbarten Grundherrschaften wegen des Bierausschanks waren noch immer nicht beendet. Die preußische Verwaltung griff energisch durch und entschied kurzerhand die Sache dahin, dass die Einwohner von Güttmannsdorf, Niederpeilau, Neudorf, Ernsdorf und Klinkenhaus ihr Bier aus der Stadt zu beziehen hätten. Auch sonst traten die königlichen Beamten mit einer Entschiedenheit auf, die unter der österreichischen Herrschaft nicht üblich gewesen war. Als der Älteste der Tuchmacherzunft seine Steuern durch ein Hausmädchen entrichten lassen wollte, schickte der Kämmereiverwalter sie zurück. In der preußischen Monarchie sei es üblich, dass der Staatsbürger seine Steuern selbst einzahle, wurde ihr bedeutet. Zornig eilte der biedere Meister ohne Rock, wie er gerade aus der Werkstatt kam, mit dem Gelde auf das Amt. Aber auch jetzt wurde seine Zahlung nicht angenommen, sondern ihm eröffnet, dass es die Achtung vor dem Amt und der Person des Beamten, der hier im Namen des Königs säße, erfordere, dass jeder Bürger in anständiger Kleidung, nicht aber in Schürze und Hemdsärmeln erscheine. Es half dem Zunftältesten gar nicht, als er sich hierüber schriftlich beschwerte. Er wurde abgewiesen, musste sich sein Feiertagskleid anziehen, und dann wurde sein Geld in Empfang genommen.
Am 25. Juli 1753 brach in einem Hause am Ringe Feuer aus, das durch Flugbrand noch an mehreren anderen Stellen Schaden machte und fünf Häuser in Asche legte. Ein zweites Feuer am 9. August zerstörte weitere drei Häuser am Ringe. Die vier Marktbrunnen waren aus gesundheitlichen Gründen mit Pumpen versehen worden, wie überhaupt die preußische Verwaltung nach und nach manche Neuerung in der öffentlichen Gesundheitspflege einführte. Die Einkünfte des Malteserkommendators betrugen in diesem Jahre 600 Floren und waren in ganz Schlesien die geringsten.
Die straffe Verwaltung traf nicht nur den Bürger, auch die Beamten selbst bekamen ihr Teil davon zu spüren. Derselbe Kämmereiverwalter, der dem Tuchmacherältesten Respekt vor der Amtsgewalt beigebracht hatte, wurde am 14. Januar 1754 wegen unordentlicher Kassenführung und Aufsässigkeit ohne alle Umstände seines Amtes enthoben und durch einen anderen ersetzt.
Nur elf Friedensjahre waren der Stadt vergönnt, denn schon 1756 begann das Ringen um den Besitz Schlesiens von Neuem. Unverkennbar hatte bis dahin die Stadt unter der preußischen Regierung einen Aufschwung genommen. Eine geordnete Verwaltung bildete die Grundlage für ihre spätere Weiterentwicklung. Eine erprobte Armee schützte die Grenzen des Landes. Zwar waren die Steuern nicht gering, jedoch wurden sie willig gezahlt, denn unter dem starken Regierungsgehalt kam jeder zu seinem Rechte. Ganz allmählich hob sich die Webwarenfabrikation wieder. Aber durch die Abtrennung von Böhmen war ein großes Absatzgebiet verlorengegangen, und weitblickende Kaufleute knüpften schon damals Handelsbeziehungen mit dem Osten an, mit Polen und Russland. Noch einmal trat jetzt in dieser neuen Blütezeit ein Stillstand ein. Österreich rüstete heimlich zu einem letzten, entscheidenden Schlage gegen das aufstrebende Preußenreich. Friedrich der Große wusste, dass es diesmal nicht um siegreiche Schlachten und die Behauptung der eben gewonnenen Provinz, sondern um die Erhaltung des ganzen Staates ging. Auch er traf deshalb seine Vorbereitungen, und als der Wiener Hof nach alter Gewohnheit durch Verhandlungen Zeit zu gewinnen suchte, tat er entschlossen den entscheidenden Schritt. Am 29. August 1756 marschierte er in das mit Österreich verbündete Sachsen ein, und damit begann der Siebenjährige Krieg, der manches Ungemach über Reichenbach bringen sollte.
Truppenverschiebungen leiteten die ersten Kampfhandlungen auf Schlesiens Boden ein. Das Bataillon von Nettelhorst, das in der Stadt fast zwei Jahre seinen Standort gehabt hatte, marschierte am 18. August 1756 in die Festung Glatz ab. Statt seiner kam das Regiment von Kurssell, nach ihm das von Keller auf kurze Zeit nach Reichenbach ins Quartier. Bei Rekrutenwerbungen widersetzte sich ein Reichenbacher namens Schedig seiner Einziehung und erstach einen preußischen Wachtmeister. Der Missetäter wurde zu lebenslänglicher Festungsarbeit verurteilt und nach Neisse gebracht. Überhaupt schienen die jungen Bürger der Stadt wenig davon erbaut zu sein, dass sie jetzt als preußische Untertanen ihr friedliches Handwerk mit dem Waffendienst vertauschen sollten. Dagegen eilte die Landbevölkerung, besonders der Adel, gern zu Friedrichs Fahnen.
Vorerst blieb Reichenbach vom Feinde verschont. Am 10. Oktober konnte die Bürgerschaft unter allgemeinem Jubel den bei Lowositz in Böhmen errungenen preußischen Sieg feiern. Zu Anfang des November bezog das Regiment Markgraf Heinrich in der Stadt das Winterquartier. Die Manneszucht in der Armee war streng. Am 17. März 1757 mussten wegen Fahnenflucht sechs Mann auf dem Ring Spießruten laufen. Zwei andere Soldaten wurden an einem Pfahl neben der Staupsäule gehenkt und danach auf dem Galgenberg begraben. Am 13. Mai brachten drei reitende Postillione die Siegesnachricht von Prag, aber die Freude war nicht ungetrübt. Auch einige Reichenbacher deckten das blutige Schlachtfeld, unter ihnen der älteste Sohn der Familie Sadebeck, ein Bruder des nachmals um die Stadt hoch verdient gewordenen Friedrich Sadebeck. Im Monat Juni kann dann der schwarze Tag von Kolin. Fluchtartig mussten sich die Preußen aus Böhmen zurückziehen, und bald rückten österreichische Truppen in Schlesien ein.
Feindliche Husaren überfielen bereits am 19. August die Stadt und führten den Landrat und den königlichen Steuereinnehmer gefangen fort. Die kaiserliche Armee folgte einige Zeit später nach. Am 30. September hielt der General von Janus in Reichendach seinen Einzug, und sein Korps lagerte sich im Kreise. Die Klosterkirche wurde von den Österreichern als Feldbäckerei eingerichtet. In den Kirchen der Stadt mussten für die Kaiserin Maria Theresia öffentliche Bittgottesdienste abgehalten werden. Der Stadtkommandant, General von Heller, bestimmte am 1. Dezember, dass die preußischen Adler von allen öffentlichen Gebäuden zu entfernen wären. Am evangelischen Bethaus geschah dies am 5. Dezember, ohne dass jemand ahnte, dass zur gleichen Stunde Friedrichs Feldherrngenie die österreichische Übermacht bei Leuthen niederrang und damit alle feindlichen Hoffnungen auf den Wiederbesitz Schlesiens fürs Nächste zunichte machte. Auf der Flucht vor den Preußen trafen am 10. Dezember 3000 Kroaten unter dem General von Draskowitz ein und schlugen auf dem Marktplatz und in den Hauptstraßen ein eiliges Lager auf. Tag und Nacht unterhielten sie wegen der strengen Winterkälte mächtige Wachtfeuer, so dass die Bürgerschaft ständig einen Brand befürchtete. Schon am 12. Dezember zogen die ungebetenen Gäste aus Furcht vor dem nachrückenden Feind in die Berge ab. In der Neujahrsnacht des Jahres 1758 traf das Regiment Prinz Ferdinand von Braunschweig unter dem Kommando des Generals von Bülow als preußische Besatzung in der Stadt ein. Ferner nahm der General von Fouqué, welcher das Belagerungskorps von Schweidnitz befehligte, in Reichenbach im Hause des Chirurgen Fromberg sein Quartier. Am 23. Februar besuchte schließlich der König selbst die Stadt und wohnte bis zum 26. im katholischen Pfarrhofe, um dann nach Freiburg weiter zu reisen. Zu gleicher Zeit wurden hier zwei feindliche Spione aufgegriffen und in der Nacht außerhalb der Stadt gehenkt. Am 15. März, logierte Friedrich II. nochmals im Reichenbacher Pfarrhause. Tags darauf rückte General von Bülow mit seinem Regiment ab, und vom 17. bis zum 28. August lag der Oberst von Sydow mit dem Regiment von Manteuffel hier im Quartier. Der preußische Sieg bei Zorndorf wurde am 10. September in der Stadt mit einem Dankfest gefeiert. Bald sollten trübe Tage hereinbrechen.
Schon am. 24. September 1758, einem Jahrmarktstage, streifte ein Trupp österreichischer roter Husaren durch die Stadt. Sie wurden zwar durch preußische Reiterei vertrieben, aber von jetzt an statteten bald Freund, bald Feind, ihre Besuche ab; denn die Kaiserlichen versuchten ständig, die vor Schweidnitz stehende Belagerungsarmee zu beunruhigen. Die Preußen verstärkten ihre Rückendeckung. Fast täglich wechselte die Besatzung der Stadt. Trotzdem gelang es am 17. Oktober einem feindlichen Streitkommando, dem Bürger Maysel sämtliche Schafe aus dem Stall zu rauben, der vor dem Frankensteiner Tore lag. Zum besseren Schutz wurden im November und Dezember mehrere Regimenter in Reichenbach zusammengezogen. Weiße und rote Husaren sowie das Regiment von Kalkstein und zwei Grenadierbataillone bildeten eine Zeitlang die Besatzung. Truppendurchmärsche fanden fast täglich statt. Schwere Artillerie kam von Breslau her durch, um beim Entsatz der Festung Neisse mitzuwirken.
Immer größer war die feindliche Übermacht zu Beginn des Jahres 1759 geworden. Die Armeen Österreichs und Frankreichs, Russlands und Schwedens, sogar die deutsche Reichsarmee kämpften gegen Friedrichs Heere. Immer mehr wurde der Kreis von preußischen Truppen entblößt. Noch zweimal, am 27. April und 3. Mai, berührte der König auf der Durchreise die Stadt. Vom 10. bis zum 16. Juni stand die preußische Feldbäckerei auf der Viehweide vor dem Breslauer Tore. Sie versorgte neben dem Heere auch die ärmere Bevölkerung mit Brot. Als das Regiment von Blankensee im Juli die Stadt verlassen hatte, rückte nach der Niederlage Friedrichs bei Kunnersdorf am 29. August ein österreichisches Kommando des Generals von Harsch in Reichenbach ein und forderte sogleich 2900 Taler Kontribution. Da diese hohe Summe nicht voll zur Stelle war, wurden der Bürgermeister und ein Schöffe als Geiseln nach Frankenstein mitgenommen, wo sie am 31. August unter Bezahlung der Restschuld ausgelöst wurden. Bis zum Frühjahr 1760 gelang es danach den Preußen, die Stadt durch wechselnde Besatzungen gegen weitere Brandschatzungen zu decken. Der katholische Stadtpfarrer, Freiherr von Bitschin, war in der Zwischenzeit nach Böhmen hinübergegangen. Die Pfarrei wurde durch einen Vertreter verwaltet.
Seit dem Juni 1760 beherrschten die Österreicher das Feld. Die Stadt musste hohe Kriegssteuern leisten, und die Lieferungen an Brot, Hafer und Heu nahmen für längere Zeit kein Ende. Am 5. Juni rückte der kaiserliche General von Laudon mit seiner ganzen Armee in den Kreis. Ein großer Teil der Truppen lagerte auf den Stadtfeldern. Kommandeur des Abschnittes am Fuße des Eulengebirges war der General von Nauendorff. Er traf strenge Maßregeln zur Verhütung irgendwelchen Verrats an die Preußen. Keine Glocke durfte geläutet werden und niemand die Türme und Wälle betreten. Andererseits hielten die Österreicher auch auf gute Ordnung. Die Bürgerschaft wurde angewiesen, den Truppen nichts ohne Requirierzettel zu verabfolgen und jede Ungebühr des Militärs sofort zu melden. Trotzdem verursachte die feindliche Besatzung vielerlei Plage. Ohne Aufhören verlangten die Kaiserlichen fast täglich Geld und Verpflegung. Wenn sich eine Lieferung verzögerte, waren sie schnell bei der Hand, Bürgermeister und Ratsmitglieder in Frankenstein und Silberberg als Geiseln festzusetzen. So ging es ununterbrochen bis in den Winter hinein, und die Folge war, dass sich zu dem Mangel an Bargeld bald ein solcher an den nötigsten Lebensmitteln gesellte. Jedermann in Reichenbach sehnte die preußischen Befreier oder wenigstens ein baldiges Ende des langen Krieges herbei. Selbst die siegreichen Schlachten bei Liegnitz und Torgau brachten für Schlesien keine fühlbare Erleichterung. Wohl rückten in der Zeit vom November 1760 bis zum April 1761 mehrfach preußische Truppen als Besatzung in die Stadt, als aber Friedrich II. sich vor der von allen Seiten hereinbrechenden Übermacht in das feste Lager von Bunzelwitz zurückziehen musste, war es um den Schutz Reichenbachs wieder schlecht bestellt. Ungehindert fanden feindliche Streifkorps Einlass, und die Folgen waren wieder Brandschatzungen an Geld und Lebensmitteln. Am 30. Mai 1761 wurde der Perückenmacher Aron von einer österreichischen Patrouille aufgegriffen und nach der Festung Spielberg bei Brünn gebracht, in der er auch gestorben ist. Die Ursache dieser Gefangensetzung blieb unbekannt. Man nahm an, dass Aron den Preußen Aufklärungsdienste geleistet habe.
Auf einem seiner Streifzüge war König Friedrich II. mit drei Heereskolonnen am 26. September nördlich der Stadt in Richtung auf Nimptsch vorbeigezogen. Vor dem Breslauer Tore kam es dabei zwischen der beiderseitigen Reiterei zu einem Geplänkel, das sich bis in die Stadt hineinzog, sodass die Kaufleute schleunigst ihre Läden und Verkaufsbuden schlossen.
Nach der Überrumpelung und Erstürmung der Stadt Schweidnitz durch Laudon in der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober 1761 schwand für die Reichenbacher immer mehr die Hoffnung auf eine günstige Wendung der Dinge. Als am 3. Dezember der österreichische Oberst d’Alton mit seiner größeren Truppenabteilung in die Stadt einrückte, unternahm er sogleich alle Anstalten zu ihrer Befestigung. Am Frankensteiner und Schweidnitzer Tore wurden Zugbrücken angelegt, auf dem Mayselberge errichtete man eine Schanze und versah sie mit einem Blockhause. Die Landbevölkerung musste zahlreiche Schanzkörbe und Faschinen nach der Stadt liefern. Sie wurden auf dem Marktplatz aufgestapelt, um im Bedarfsfalle hier oder in Schweidnitz Verwendung zu finden. Oberst d’Alton schien trotz seines kriegerischen Berufes ein Freund fröhlicher Veranstaltungen zu sein, denn am 19. Januar 1762 gab er in der Stadt einen Ball, zu dem neben den Offizieren auch die Rittergutsbesitzer der Umgegend mit ihren Frauen und Töchtern eingeladen waren. Die Kunde von der Tanzfreudigkeit der Reichenbacher Besatzung muss aber zu dem Oberkommandierenden, General von Janus, gedrungen sein, der den Krieg von keiner so heiteren Seite nahm. Am 30. Januar traf er nämlich unerwartet hier ein und ließ gewaltig Alarm schlagen. Es dauerte eine gute Weile, bis die wackeren Grenadiere des Regiments Grün-Laudon sich auf ihren Sammelplätzen eingefunden hatten, und auch die Offiziere mussten sich den Schlaf noch gehörig aus den Augen reiben. Der General verstand keinen Spaß. In der Winterkälte ging es hinaus vor die Stadt, und bis zum Abend ließ er fleißig Gefechtsübungen vorführen. Man war froh, als man wieder in die warmen Quartiere schlüpfen konnte. Der fröhliche d’Alton ließ sich durch diese Überraschung nicht anfechten. Noch zweimal, am 22. und 23. Februar, sah der Gasthof „Zum roten Hirsch“ am Ringe die tanzfreudigen Österreicher mit ihren Gästen aus Kreis und Stadt Reichenbach bei Musik und Kurzweil zusammen.
Inzwischen war in Europa bereits ein Umschwung eingetreten, der dem preußischen König die Hoffnung brachte, dem fast verlorenen Kriege noch eine glückliche Wendung zu geben. Die Russen, bisher seine Feinde, waren nach dem Tode der Kaiserin Elisabeth seine Verbündeten geworden. Sogleich erwachte des Königs alte Tatkraft. Im Frühjahr 1762 schickte er sich zum entscheidenden Schlage an. Auch in Reichenbach begann man von dieser Änderung der Dinge bald einiges zu verspüren. Am 2. Mai rückte die österreichische Besatzung ab. Danach kamen nur noch vereinzelt feindliche Truppen durch die Stadt, so am 9. Juni Artillerie, die nach Wartha zog. In den folgenden Tagen kundschafteten bereits preußische Vorposten die Gegend um die Stadt aus, und am 17. Juni holten Husaren den Bürgermeister Schultz ab. In den stillen Sommernächten des Juli hörte man in der Ferne rollenden Kanonendonner. Reisende Händler hatten die Kunde verbreitet, dass sich die Armeen in der Gegend von Faulbrück bis hinauf nach Landeshut in langgezogener Front gegenüberstünden, aber noch wisse niemand, an welcher Stelle der große Friedrich den entscheidenden Schlag führen werde. In der Frühe des 21. Juli verstärkte sich schließlich der Geschützdonner aus der Richtung Leutmannsdorf und Faulbrück zu starkem Getöse, aber auch von Silberberg trug der Wind den Knall von Kanonenschüssen herüber. Sorgenvoll wartete die Bürgerschaft auf den Ausgang der Schlacht. Schon senkte sich der Abend herab, da kamen reitende Boten durch das Schweidnitzer Tor und brachten die Nachricht von dem Siege der Preußen bei Leutmannsdorf und Burkersdorf und von dem eiligen Rückzug der Österreicher in die schützenden Berge. Allgemein war der Jubel in der Stadt, denn jeder fühlte, dass sich mit dieser glücklichen Waffentat der lange Krieg einem guten Ende zuneigte.
In den folgenden Tagen rückte die preußische Armee näher an Reichenbach heran. Der König selbst wohnte im Schlosse zu Peterswaldau, der feindliche Feldmarschall Daun lagerte bei Silberberg. Schweidnitz war abgeschnitten und wurde von den Preußen belagert. Daun wollte die Festung befreien und traf in seiner vorsichtiger Art nur zögernd die Vorbereitungen hierfür. Das gab Friedrich II. Gelegenheit, weitere Truppen zum Schutze des Belagerungsheeres heranzuziehen. Am 11. August rückte das Korps von Werner, von Oberschlesien kommend, mit zahlreicher Artillerie durch Reichenbach gegen Schweidnitz. Ebenso war der Herzog August Wilhelm von Bevern mit einem Korps heranmarschiert und hatte die Hänge des Fischerbergmassivs besetzt, um die Belagerer gegen eine feindliche Umgehung auf der alten Heeresstraße über Nimptsch zu sichern. Diese Maßregel sollte in der Folge von großer Bedeutung werden. Dauns Kriegsplan war, über Reichenbach oder nördlich an der Stadt vorbei gegen Schweidnitz vorzustoßen. Ein Korps unter dem General von Lasch sollte die Armee des Herzogs frontal von Peilau her angreifen, während Kavallerie unter O’Donell die Angegriffenen von der Stadt abschneiden und gleichzeitig den eigenen linken Flügel decken sollte. Schwerer noch war die Aufgabe, die dem anderen Korps unter dem General von Beck zufiel. Es sollte, unbemerkt vom Feinde, den Herzog in nördlicher Richtung überflügeln, durch einen Rückenangriff aus seinen natürlichen Verschanzungen am Fischer- und Girlsberge werfen und nach seiner Vernichtung den Vorstoß auf Schweidnitz mit dem Ziele des Entsatzes der Festung fortführen.
Der Plan war nicht schlecht. Nach mehrtägigen Truppenbewegungen gingen die österreichischen Kolonnen am Nachmittag des 16. August 1762 an den angegebenen Stellen zum Angriff gegen die an Zahl schwächeren Preußen vor. Die Infanterie des Korps Lasch marschierte gegen Niederpeilau. Die Reiterei unter O’Donell trabte unter dem Feuer der Geschütze bis Hebendorf vor und schickte sich an, den Hahnbach zu überschreiten, um den Rückzug nach der Stadt zu verlegen. Auch am linken preußischen Flügel war bereits lebhafter Feuerkampf im Gange. Feindliches Fußvolk und Reiterei griff von Ober-Peilau bis in die Nähe von Schobergrund an, um den Herzog von der ihm drohenden nördlichen Umgehung abzulenken. Der Herzog erkannte rechtzeitig die Gefahr und hatte den König um Hilfstruppen gebeten. Friedrich II. spielte gerade im Peterswaldauer Schloss die Flöte, als ihm von dem Angriff der Österreicher berichtet wurde. Gemächlich soll er das geliebte Instrument mit dem Degen vertauscht haben, traf dann aber mit aller Umsicht die nötigen Anordnungen, um einer Schlappe zu begegnen. Er gab dem Prinzen von Württemberg den Befehl, den Feind auf seinem linken Flügel mit mehreren Kavallerieregimentern und reitender Artillerie überraschend anzugreifen. In höchster Eile setzten sich diese Truppen in Marsch.
Inzwischen hatte General von Beck schon seinen Umgehungsmarsch beendet und griff den Herzog unvermutet von der Rechten her aus dem Rücken an. Den äußersten linken Flügel der Preußen hielt das 2. Bataillon des Regiments Markgraf Heinrich. Heldenhaft verteidigte es den Girlsberg, der den Flügelstützpunkt bildete, gegen mehrfache Angriffe feindlicher Übermacht, bis es schließlich weichen musste. Österreichische Batterien fuhren dort auf und richteten ihr Feuer gegen den Rücken der Preußen. Der Kampf schien verloren. Da machte das Grenadierbataillon von Rothkirch das am Verlorensberg lag, kurz entschlossen rechtsum Kehrt und griff den fortdringenden Feind mit Salvenfeuer und Bajonett an. Ein mörderisches Ringen um die Höhen und Waldstücke des Girlsberges bis hinab in den Schobergrund entspann sich, aber der Gegenstoß gelang, der österreichische Angriff wurde zum Stehen gebracht.
Nördlich an der Stadt vorbei waren während dieser Zeit die Hilfstruppen des Königs aufmarschiert. Die Artillerie fuhr im Trab bis zum Hahnbach vor und überschüttete aus nächster Entfernung die überraschten Regimenter O’Donells mit wirkungsvollem Feuer. Beim Gegner trat Verwirrung ein. Es galt, den Augenblick zu nützen. Die schnellen Kürassierregimenter waren noch nicht heran. So warfen sich die Husaren von Werner und die Dragoner von Czettritz ohne Besinnen auf die österreichische Kavallerie und jagten sie in wilder Flucht bis nach Peilau zurück. Der österreichische Angriff brach zusammen, und damit war die größte Gefahr beseitigt. Die Hauptstellungen auf dem Fischerbergmassiv waren in preußischer Hand geblieben. In Erkenntnis der bedrängten Lage des Herzogs hatte der König persönlich noch weitere 9 Bataillone Fußvolk herangebracht, die nun die preußische Stellung verstärkten und jeden weiteren Angriff des Korps Beck abwiesen. Am Abend zogen sich die Österreicher unter starken Verlusten an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf ihre Ausgangsstellung zurück.
9 Fahnen und 28 Kanonen wurden erbeutet. Der Entsatz von Schweidnitz war damit endgültig vereitelt, nach dreimonatiger Einschließung musste sich die Festung am 9. Oktober ergeben.
Die siegreiche Armee des Herzogs von Bevern biwakierte in der Nacht von den Hängen des Fischerberges bis hinab zum städtischen Schießhaus vor dem Breslauer Tore. Die “Schlacht bei Reichenbach“, wie sie die Geschichte bezeichnet, war die letzte des Siebenjährigen Krieges auf schlesischem Boden. „Schlacht am Fischerberge“ hat sie der Volksmund richtiger als die Geschichtsgelehrten benannt. In der Tat war der Besitz dieser Höhen für den Ausgang des Krieges entscheidend gewesen, denn ohne das zähe Aushalten des Regiments Markgraf Heinrich und ohne den todesmutigen Angriff des Bataillons von Rothkirch auf den Girlsberg wäre das Geschick des preußischen Korps besiegelt gewesen. Heute erinnert ein Denkstein auf dem Fischerberge an diese letzte glanzvolle Waffentat der alten friderizianischen Armee in Schlesien.
Mit stolzer Genugtuung mag sich der Herzog von Bevern des Namens Reichenbach oft und gern erinnert haben. Als äußeres Zeichen seines Gedenkens übergab er, als er am 30. November hier sein Quartier nahm, der Stadt sein in Öl gemaltes Porträt, das im Sitzungssaale des Rathauses einen Ehrenplatz fand. Auch ein Plan der Schlacht wurde dem Magistrat überwiesen. Von Friedrich dem Großen wird mit Beziehung auf diese Schlacht noch folgende Anekdote überliefert. Als der König mit den Hilfstruppen durch die Breslauer Vorstadt ritt, drängten sich die Bürger in Besorgnis an ihn heran. Er aber, der in vielen Schlachten Erprobte, fragte heiter und wohlgemut die Nächststehenden: „Na, Kinder, wie geht’s? Was macht Euer Pastor Krancher?“ Da merkten sie aus seinen sorglosen Fragen, dass es um die Sache der Preußen wohl gut stehen müsse, und gaben ihm freudig Bescheid, dass sich der Geistliche wohlauf befinde. Er hob seinen Krückstock, der ihn auch zu Ross nicht verließ, und entgegnete: „Nun, so sagt ihm, dass ich ihn grüßen und ihm für die schönen Äpfel danken lasse, die er mir vor Jahresfrist ins Bunzelwitzer Lager schickte!“ Schon schob er sein Pferd mit leichtem Schenkeldruck durch die Menschenreihen und ritt rasch davon. Mitten in der Aufregung der Schlacht hatte sich der große Kriegsheld seines einfachen Freundes in Reichenbach erinnert, der ihm in der Zeit höchster Not unter mancherlei Gefahr durch eine Sendung rotbäckiger Äpfel aus dem Pfarrgarten mehr Freude bereitet haben mochte, als nachmals all die hohen Potentaten mit ihren Huldigungsadressen und betressten Gratulanten in den Tagen ruhmbekränzten Glanzes.
So neigte der lange Krieg jetzt glücklich seinem Ende zu. Am 4. November wurde in der Stadt noch der Sieg bei Freiberg in Sachsen festlich gefeiert. Das einquartierte Füsilierregiment Jung-Ziethen rückte vor die Stadt und schoss mit Geschütz und Gewehr ein donnerndes Viktoria. Dann legte sich die Diplomatie für die geplagten Länder ins Mittel und der Winter verging ohne größere kriegerische Ereignisse. Am 18. Februar 1763 brachte ein Trupp von Postillionen unter Vorritt das königlichen Feldjägers Müller mit Fanfarengeschmetter die ersehnte Kunde des Friedens, der drei Tage zuvor in Hubertusburg abgeschlossen worden war. Schlesien und mit ihm Reichenbach blieb preußisch. Bald sollte die Fürsorge des unermüdlichen Landesherrn die Wunden des Krieges heilen helfen.
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