poniedziałek, 15 września 2025

Reichenbach als Ausgangspunkt für lohnende Ausflüge (E. Hasse, 1930)

Reichenbach als Ausgangspunkt für lohnende Ausflüge

Mit Allgewalt zieht es heute die Menschen hinaus aus der Enge und dem Dunst verkehrsüberhetzter Straßen, aus dem Lärm der Maschinensäle und der Stickluft der Geschäfts- und Amtsstuben in die Weite und den stillen Frieden der Natur. Mit Sehnsucht harren ungezählte Tausende der oft karg bemessenen Freizeiten, die ihnen Erholung und Sammlung, Lebensmut und Spannkraft für die Wochen neuer Arbeit bringen sollen. Eisenbahn und Kraftwagen überbrücken heute in wenigen Stunden den Raum, der die Orte der Arbeit von den Stätten der Erholung trennt. Von Ferne winken die Gipfel der Berge, im Sommer von Waldesgrün bekränzt, im Winter in das leuchtende Weiß des Höhenschnees gekleidet. Im Herzen Schlesiens grüßen der Zobten und hinter ihm der sanft geschwungene Kamm des Eulengebirges in die weite Ebene hinab. Von Jahr zu Jahr wächst der Strom der Fremden, die es dorthin lockt.

Für sie alle ist Reichenbach wegen seiner Lage zwischen den beiden Gebirgen der natürliche Ausgangspunkt für die lohnendsten Ausflüge geworden. Zum Süden der lang gedehnte Eulengebirgskamm, im Norden das Zobtengebirge, im Osten das Nimptscher Bergland und im Westen die Hügelreihen beiderseits der Peileniederung, so schließt sich der Kranz begehrter Zielstätten für Wanderlust und Naturfreude um die betriebsame Stadt. Hier zweigen die Verkehrsmittel ab, die ins Herz der Berge führen: Eulengebirgsbahn und in Kraftpostlinien.

Vom Eulengebirgsbahnhof, der unmittelbar dem Staatsbahnhof liegt, bringt die „Eule“, wie die Gebirgsbahn im Munde der Einheimischen heißt, den Wanderer nach Peterswaldau. Dort erwarten ihn am Bahnhof Mittel-Peterswaldau die Kraftpostwagen, die ihn durch das laubwaldumkränzte Steinseifersdorfer Tal über das stille Gebirgsdorf Kaschbach bis zur Sieben-Kurfürsten-Baude und damit auf den Kamm bringen. Von dort führt ihn ein bequemer Aufstieg zum Aussichtsturm auf der Hohen Eule zur Eulenbaude und benachbarten Jugendherberge. Eine andere Kraftpost bringt ihn durch Steinkunzendorf hinauf zur Zimmermann-Baude. Ein Fußweg entlang der Berglehne geleitet den, der rüstig zu Fuß ist, dem gleichen Ziel zu. Die vom Reichenbacher Staatsbahnhof nach Langenbielau abzweigende Bahnlinie verkürzt den Weg durch den Bärengrund zum Aussichtsturm auf der Ascherkoppe. Wen ein Besuch der Festung Silberberg, des „schlesischen Gibraltar“, reizt, den trägt die Eulenbahn auf steiler Zahnradstrecke bis an den Fuß der gigantischen Felsmauern.

Den Besuch des Zobtens erleichtert die Krafpostlinie von Reichenbach nach Költschen und zur Försterei Tampadel, von wo der Weg zur Spitze des sagenumwobenen Schlesierberges hinaufführt. Lohnend ist auch der Aufstieg von Költschen nach dem sanft geschwungenen Kamm des Költschenberges, vorbei an dem steinernen Löwen, einem der schönsten Kriegerdenkmäler der Umgegend. Von hier oben bietet sich eine prachtvolle Aussicht auf die Reichenbacher Ebene und das Panorama des Eulengebirges.

Wem die Zeit zu einem längeren Ausflug fehlt, den erwarten auch in bequemer Entfernung von der Stadt lohnende Besuchsziele. Da ist der grüne Weg über Güttmannsdorf nach Olbersdorf zum waldumsäumten Breiten Stein.


Eine Kraftposilinie nach Girlachsdorf verschafft Gelegenheit zu einer Wanderung durch den Höllengrund und in die Nimptscher Berge. Unweit des mit Eisenbahn und Kraftpost erreichbaren, als Sitz der Herrnhuter bekannten Ortes Gnadenfrei erhebt sich der Fischerberg, für den Geschichtsfreund eine besuchenswerte Stätte; denn hier fand die letze Schlacht des Siebenjährigen Krieges auf schlesischem Boden statt. Der Herrleinberg, bekannt durch die Volkssage, ist vom Bahnhof Langenbielau-Oberstadt bequem in einer Stunde zu erreichen und gewährt von seinem Aussichtsturm einen einprägsamen Blick auf den lang gestreckten Fabrikort. Für kurze Nachmittagsausflüge sind Stolbergsdorf und Peiskersdorf lohnende Ziele. Sehenswert ist im benachbarten Industriedorf Peterswaldau das neue Stadion mit dem vorbildlich angelegten Freischwimmbad, das unmittelbar neben der Station Peterswaldau-Stadion der Eulenbahn liegt.

Eine Fahrt auf der Gebirgsbahn ist an sich schon reich an reizvollen Eindrücken. Sie bringt uns außerdem über Mittelsteine nach dem Wallfahrtsort Albendorf oder über Wünschelburg bis an den Fuß des Heuscheuergebirges. Wen es ins Schlesiertal, an die herrliche Talsperre und, auf die romantische Kynsburg lockt, der benutzt, wenn er nicht über Steinseifersdorf und durch das Mühlbachtal dorthin zu Fuß wandern will, die Weistritztalbahn, an die er durch Umsteigen in Kroischwitz (Strecke Reichenbach—Schweidnitz) Anschluss findet.

Da Reichenbach an der Strecke Königszelt—Camenz liegt, ermöglicht eine Fahrt nach dem letztgenannten Ort ohne Umstände einen Halbtagsbesuch des bekannten Schlosses mit einem Park und den sehenswerten Wasserkünsten. Von dort ist nach der Festungsstadt Glatz und in bäderreiche Grafschaft kein weiter Weg mehr.

In immer stärkerem Maße ist durch die Werbetätgkeit des Verkehrsamts Eulengebirge die heimatliche Berglandschaft dem Verkehr erschlossen worden. Stets wird Reichenbach für die von Jahr zu Jahr steigende Besucherzahl der Ausgangspunkt oder das Endziel sein, denn unwiderstehlich zieht es den, der von der „Hohen Schanze“, dem aussichtsreichsten Teil der Stadtpromenade, zu den Waldhängen der Eulenberge hinüberblickt, in die anmutigen Talgründe und wipfelbekränzten Höhen, auf denen auch im Winter Skiläufer und Rodler Tage und Stunden erhöhten Lebensgefühls und gesteigerter Naturverbundenheit suchen und finden. Sie alle, ob Touristen, Sommerfrischler oder Schneesportler, führt der Weg durch die Eulengebirgshauptstadt Reichenbach, das Tor des Eulengebirges!


 











nach: Erich Hasse „Wir besuchen Reichenbach“ (1930), S. 60 ... 78


Rekonstruktion und Anpassung an neue Rechtschreibregeln: Marcin Perliński (2025)

 

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