poniedziałek, 15 września 2025

Reichenbach als Ausgangspunkt für lohnende Ausflüge (E. Hasse, 1930)

Reichenbach als Ausgangspunkt für lohnende Ausflüge

Mit Allgewalt zieht es heute die Menschen hinaus aus der Enge und dem Dunst verkehrsüberhetzter Straßen, aus dem Lärm der Maschinensäle und der Stickluft der Geschäfts- und Amtsstuben in die Weite und den stillen Frieden der Natur. Mit Sehnsucht harren ungezählte Tausende der oft karg bemessenen Freizeiten, die ihnen Erholung und Sammlung, Lebensmut und Spannkraft für die Wochen neuer Arbeit bringen sollen. Eisenbahn und Kraftwagen überbrücken heute in wenigen Stunden den Raum, der die Orte der Arbeit von den Stätten der Erholung trennt. Von Ferne winken die Gipfel der Berge, im Sommer von Waldesgrün bekränzt, im Winter in das leuchtende Weiß des Höhenschnees gekleidet. Im Herzen Schlesiens grüßen der Zobten und hinter ihm der sanft geschwungene Kamm des Eulengebirges in die weite Ebene hinab. Von Jahr zu Jahr wächst der Strom der Fremden, die es dorthin lockt.

Für sie alle ist Reichenbach wegen seiner Lage zwischen den beiden Gebirgen der natürliche Ausgangspunkt für die lohnendsten Ausflüge geworden. Zum Süden der lang gedehnte Eulengebirgskamm, im Norden das Zobtengebirge, im Osten das Nimptscher Bergland und im Westen die Hügelreihen beiderseits der Peileniederung, so schließt sich der Kranz begehrter Zielstätten für Wanderlust und Naturfreude um die betriebsame Stadt. Hier zweigen die Verkehrsmittel ab, die ins Herz der Berge führen: Eulengebirgsbahn und in Kraftpostlinien.

Vom Eulengebirgsbahnhof, der unmittelbar dem Staatsbahnhof liegt, bringt die „Eule“, wie die Gebirgsbahn im Munde der Einheimischen heißt, den Wanderer nach Peterswaldau. Dort erwarten ihn am Bahnhof Mittel-Peterswaldau die Kraftpostwagen, die ihn durch das laubwaldumkränzte Steinseifersdorfer Tal über das stille Gebirgsdorf Kaschbach bis zur Sieben-Kurfürsten-Baude und damit auf den Kamm bringen. Von dort führt ihn ein bequemer Aufstieg zum Aussichtsturm auf der Hohen Eule zur Eulenbaude und benachbarten Jugendherberge. Eine andere Kraftpost bringt ihn durch Steinkunzendorf hinauf zur Zimmermann-Baude. Ein Fußweg entlang der Berglehne geleitet den, der rüstig zu Fuß ist, dem gleichen Ziel zu. Die vom Reichenbacher Staatsbahnhof nach Langenbielau abzweigende Bahnlinie verkürzt den Weg durch den Bärengrund zum Aussichtsturm auf der Ascherkoppe. Wen ein Besuch der Festung Silberberg, des „schlesischen Gibraltar“, reizt, den trägt die Eulenbahn auf steiler Zahnradstrecke bis an den Fuß der gigantischen Felsmauern.

Den Besuch des Zobtens erleichtert die Krafpostlinie von Reichenbach nach Költschen und zur Försterei Tampadel, von wo der Weg zur Spitze des sagenumwobenen Schlesierberges hinaufführt. Lohnend ist auch der Aufstieg von Költschen nach dem sanft geschwungenen Kamm des Költschenberges, vorbei an dem steinernen Löwen, einem der schönsten Kriegerdenkmäler der Umgegend. Von hier oben bietet sich eine prachtvolle Aussicht auf die Reichenbacher Ebene und das Panorama des Eulengebirges.

Wem die Zeit zu einem längeren Ausflug fehlt, den erwarten auch in bequemer Entfernung von der Stadt lohnende Besuchsziele. Da ist der grüne Weg über Güttmannsdorf nach Olbersdorf zum waldumsäumten Breiten Stein.


Eine Kraftposilinie nach Girlachsdorf verschafft Gelegenheit zu einer Wanderung durch den Höllengrund und in die Nimptscher Berge. Unweit des mit Eisenbahn und Kraftpost erreichbaren, als Sitz der Herrnhuter bekannten Ortes Gnadenfrei erhebt sich der Fischerberg, für den Geschichtsfreund eine besuchenswerte Stätte; denn hier fand die letze Schlacht des Siebenjährigen Krieges auf schlesischem Boden statt. Der Herrleinberg, bekannt durch die Volkssage, ist vom Bahnhof Langenbielau-Oberstadt bequem in einer Stunde zu erreichen und gewährt von seinem Aussichtsturm einen einprägsamen Blick auf den lang gestreckten Fabrikort. Für kurze Nachmittagsausflüge sind Stolbergsdorf und Peiskersdorf lohnende Ziele. Sehenswert ist im benachbarten Industriedorf Peterswaldau das neue Stadion mit dem vorbildlich angelegten Freischwimmbad, das unmittelbar neben der Station Peterswaldau-Stadion der Eulenbahn liegt.

Eine Fahrt auf der Gebirgsbahn ist an sich schon reich an reizvollen Eindrücken. Sie bringt uns außerdem über Mittelsteine nach dem Wallfahrtsort Albendorf oder über Wünschelburg bis an den Fuß des Heuscheuergebirges. Wen es ins Schlesiertal, an die herrliche Talsperre und, auf die romantische Kynsburg lockt, der benutzt, wenn er nicht über Steinseifersdorf und durch das Mühlbachtal dorthin zu Fuß wandern will, die Weistritztalbahn, an die er durch Umsteigen in Kroischwitz (Strecke Reichenbach—Schweidnitz) Anschluss findet.

Da Reichenbach an der Strecke Königszelt—Camenz liegt, ermöglicht eine Fahrt nach dem letztgenannten Ort ohne Umstände einen Halbtagsbesuch des bekannten Schlosses mit einem Park und den sehenswerten Wasserkünsten. Von dort ist nach der Festungsstadt Glatz und in bäderreiche Grafschaft kein weiter Weg mehr.

In immer stärkerem Maße ist durch die Werbetätgkeit des Verkehrsamts Eulengebirge die heimatliche Berglandschaft dem Verkehr erschlossen worden. Stets wird Reichenbach für die von Jahr zu Jahr steigende Besucherzahl der Ausgangspunkt oder das Endziel sein, denn unwiderstehlich zieht es den, der von der „Hohen Schanze“, dem aussichtsreichsten Teil der Stadtpromenade, zu den Waldhängen der Eulenberge hinüberblickt, in die anmutigen Talgründe und wipfelbekränzten Höhen, auf denen auch im Winter Skiläufer und Rodler Tage und Stunden erhöhten Lebensgefühls und gesteigerter Naturverbundenheit suchen und finden. Sie alle, ob Touristen, Sommerfrischler oder Schneesportler, führt der Weg durch die Eulengebirgshauptstadt Reichenbach, das Tor des Eulengebirges!


 











nach: Erich Hasse „Wir besuchen Reichenbach“ (1930), S. 60 ... 78


Rekonstruktion und Anpassung an neue Rechtschreibregeln: Marcin Perliński (2025)

 

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Rhodes nie tak fascynujący jak Mania, ale tzw. "intelektualistom" i tak można polecić

Na niniejszym zablogowaniu była już rekomendacja publikacji, jaką w języku teutońskim wydał Hubert Mania, jednak zdaję sobie sprawę, że nie wszyscy władają szlachetną mową Goethego, więc pragnę zwrócić uwagę na alternatywne dziełko Richarda Rhodesa. Tematyka podobna, a sposób prezentacji wiedzy maksymalnie dogłębny, przez co całość wydaje się nieco mniej przystępna i atrakcyjna jako podsumowanie popularnonaukowe. Zdeklarowanym "intelektualistom" jednak na pewno nie zaszkodzi i nim właśnie poleciłbym owo opasłe tomisko najbardziej. 

Zapytaj w bibliotece i w razie potrzeby zapisz się do kolejki, ponieważ wywalenie aż 50 ... 70 złotych za totoż uważam za zdecydowanie nieuzasadnione, czyli zrobisz oczywiście tak, jak uznasz za najbardziej stosowne. 

Wiedza ultradogłębna i naprawdę rzetelna, a sposób prezentacji chyba raczej momentami zbyt przynudzający, choć autor dostał za totoż nawet Pulitzera.


(Marcin Perliński)

sobota, 13 września 2025

Reichenbachs geschichtliche Vergangenheit (E. Hasse, 1930)

 
 


Reichenbachs geschichtliche Vergangenheit

Inmitten der Ebene, die zwischen dem Kamm des Eulengebirges, dem Vater Zobten und den anschließenden Nebenbergen ihre fruchtbaren Felder und grünenden Wiesen ausbreitet, ragt die alte deutsche Stadt Reichenbach mit ihren Türmen und dem Giebelwerk ihrer eng aneinanderreihenden Häuser weithin ins Land.

Wir haben hier die schönste Aussicht in Schlesien. Es ist die reizendste Landschaft von der Welt!“ — schrieb der große Preußenkönig im Jahre 1741 an seinen Freund Jordan, als er zum ersten Mal hier weilte. Und die schlesischen Pressevertreter spendeten erst kürzlich der Stadt nach einem Besuche ein ähnliches Lob:

Die wenigsten Schlesier wissen es, dass von allen schlesischen Städten Reichenbach das Juwel eines mittelalterlichen Stadtbildes am besten bewahrt hat. Reichenbach ist die schönste Stadt im Eulengau.“

Aber nicht nur schön und im Äußeren ansehnlich ist Alt-Reichenbach, es hat auch eine bedeutungsvolle geschichtliche und wirtschaftliche Vergangenheit. Nur wenig Provinzstädte Schlesiens sind gleichermaßen reich an historischen Erinnerungen mannigfachster Art. Für den Fremden, der die Eulengebirgshauptstadt erstmalig betritt, wird es deshalb von Wert sein, wenn er das Wichtigste über die Geschichte des Ortes in aller Kürze aus diesem Büchlein erfährt. Denn nicht nur der lebhafte Handelsverkehr der hier ansässigen mittelschlesischen Webwarenindustrie führt täglich Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus in Reichenbachs Mauern, alljährlich berühren auch viele Tausende von Touristen die Stadt, denn Reichenbach ist das Tor des Eulengebirges.

Von hier bringt die Eulengebirgsbahn den Strom der Fremden in die nahen, waldbekränzten Berge. Ste alle lädt Reichenbach zu kurzer oder längerer Zwischenrast ein. Bei einem Gange durch die Stadt wird ihnen ein Stück Geschichte aus Glücks- und Unglückstagen unseres Vaterlandes wieder lebendig werden. Diesen Besuchern ein Führer zu sein, ist einem besonderen Abschnitt des vorliegenden Heftes vorbehalten. Der hier folgende Überblick über den Werdegang der Stadt möge allen Gästen Reichenbachs ein Wegbereiter sein, denen bei Besichtigung der Sehenswürdigkeiten die Kenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge willkommen ist.

Der Zeitpunkt der Gründung Reichenbachs ist urkundlich nicht einwandfrei festzustellen. Bevor deutsche Siedler hier wie überall in Schlesien ihr Niederlassungswerk begannen, verliert sich die Ortsgeschichte ins Dunkel unprüfbarer Überlieferungen.

Frühgeschichtliche Funde aus der Stein- und Bronzezeit weisen auf Ureinwohner aus den Dongauländern und aus nordischen Gebieten hin. Nach der Völkerwanderung machten sich slawische Volksstämme hier ansässig. Seit altersher bestanden slawische Niederlassungen längs der Peile, jenes Baches, der Reichenbachs Mauern umspült und der zu Zeiten von Hochwasser zum reißenden Strom anwächst. Im 12. und 13. Jahrhundert wanderten dann auf Betreiben der schlesischen Piastenherzöge deutsche Kolonisten aus Mittel- und Süddeutschland hier ein. Auf einer Anhöhe längs der Peile gegenüber der Einmündung des Klinkenbaches gründeten sie in planvoller Gemeinschaftsarbeit die deutsche Stadt Reichenbach, deren Vorhandensein in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit Bestimmtheit nachweisbar ist. Herzog Boleslaus I. soll hierzu die Veranlassung schon in dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts gegeben haben. Urkundlich wird die Stadt erstmalig im Jahre 1258 erwähnt. Zehn Jahre später werden in einer anderen Urkunde die Stadtrechte Reichenbachs ausdrücklich hervorgehoben. Das älteste bekannte Siegel stammt aus dem Jahre 1290. Es stellt den Drachentöter Sankt Georg dar, der zugleich Schutzherr der Stadt wie der frühzeitig erbauten Pfarrkirche war. Der Name Reichenbach dürfte nach dem Stande der heutigen Forschung auf den Heimatort der aus Mitteldeutschland stammenden Begründer zurückzuführen sein. Neben Kirche und Rathaus bestand damals schon die herzogliche Burg am Schweidnitzer Tore, an deren Platz sich heute die evangelische Kirche erhebt. Dort wohnte in ältester Zeit der Stadtvogt und übte im Namen des Landesherrn Verwaltung und Gerichtsbarkeit aus. Denn erst im Laufe der weiteren Entwicklung erlangte die aufstrebende Bürgerschaft allmählich Selbstverwaltungsrechte, worüber Urkunden aus den Jahren 1330 und 1337 wichtige Aufschlüsse geben. Damals ging die niedere Gerichtsbarkeit auf die Stadtverwaltung über.

Wohl so alt wie die Stadt dürfte die in ihr rasch zur Blüte gelangte Handweberei sein. Bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts war eine Tuchmacherzunft vorhanden, die mit besonderen Rechten ausgestattet wurde. Die Stadt verdankt diesem Gewerbezweig, den wohl die aus Mitteldeutschland zugezogenen Siedler eingeführt hatten, eine lange und außerordentliche Blütezeit, die erst der Dreißigjährige Krieg unterbrach und deren Reste später das Maschinenzeitalter austilgte. Aber gleichzeitig wuchs aus den Trümmern dieses alten Handwerks eine neue, blühende Industrie, die mit ihren gewaltigen Fabrikwerken und mächtigen Schloten der alten Stadt ein neuzeitliches Gepräge gibt.

Mit dem Fürstentum Schweidnitz-Jauer kam Reichenbach im Jahre 1392 aus der Hand der schlesischen Piasten an die böhmische Krone. Die ersten Jahrzehnte unter der neuen Herrschaft brachten der Stadt einen beachtlichen Aufschwung, der aber durch die Hussitenkriege eine Unterbrechung erfuhr.

Im Jahre 1428 ging Reichenbach zum großen Teil in Flammen auf. Es erholte sich aber bald von den Wunden dieser Kriege, und an der Wende zum 16. Jahrhundert blühte das Zunftleben in der Stadt wie nie zuvor. Neue Gewerbezweige taten sich auf, Handel und Verkehr bis nach Böhmen und Polen stärkten die Machtmittel der Bürgerschaft.

Als Reichenbach durch Erbvertrag im Jahre 1526 mit Böhmen und Schlesien an das Haus Habsburg gelangte, hatte die Reformation schon Eingang in die Stadt gefunden. Die freiheitlich gesinnten Zünfte schlossen sich der neuen Glaubensbewegung an. Im Jahre 1555 befand sich die Stadtpfarrkirche im Alleinbesitz der Protestanten, die sich den Ausbau des Gotteshauses angelegen sein ließen. Trotz mehrerer großer Brände gewann Reichenbach in dieser Zeit ständig an Ausdehnung. Längst war es über die schützenden Mauern hinausgewachsen. Im Jahre 1570 zählte man 358 Häuser der Innenstadt und 102 in den Vorstädten. Immer unabhängiger waren die Bürger in der Ausübung ihrer Rechte geworden. In stattlichen Zunfthäusern auf dem ausgedehnten Marktplatz unterhielten die Innungen ihre Verkaufsstände und Stapelhallen. Trotz wiederholter Heimsuchungen durch die Pest besaß die Stadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts annähernd 7000 Einwohner und gehörte damit zu den großen Provinzorten Schlesiens.

Der dreißigjährige Glaubenskrieg unterbrach jäh diese zukunftsreiche Entwicklung. An seinem Ausgange schien Reichenbachs wirtschaftliche Blüte für immer dahingesunken zu sein.


Wechselvoll waren die Schicksale der Stadt. Schweden und Kaiserliche brandschatzten sie mehrfach. Neben den gefürchteten Liechtensteiner Dragonern sah sie die plündernden Söldner Wallensteins und die schonungslos hausenden Scharen Torstensons als ungebetene Gäste. Im Jahre 1633 wurde sie durch Kaiserliche unter Götz und Illau erstürmt und verwüstet. Danach raffte die schreckliche Pest die Einwohner zu Hunderten dahin — so, dass selbst die verrohten Landsknechte den Ort mieden. Später zwangen religiöse Bedrückungen durch den Landesherrn viele Bürger zur Auswanderung. Damals gründeten geflüchtete Reichenbacher an der polnischen Grenze ein neues Gemeinwesen: Deutsch-Zduny. Am Ende des großen Glaubenskampfes war nur noch ein Zehntel der Bevölkerung in der Stadt wohnhaft, die selbst zum größten Teil in Schutt und Asche lag.

Nur langsam erholte sich Reichenbach von den Verwüstungen des Krieges. Religiöse Unduldsamkeit der kaiserlichen Regierung veranlasste viele Einwohner zur Abwanderung in die umliegenden Dörfer, unter ihnen zahlreiche Handweber. In jenen Jahrzehnten verlor die Stadt langsam ihre führende Rolle in der heimischen Webwarenherstellung. Das benachbarte große Dorf Langenbielau hatte ihr am Ende des Jahrhunderts bereits den Rang abgelaufen. Wenn Reichenbach unter der habsburgischen Herrschaft auch vor wirtschaftlichen Drangsalierungen verschont blieb, so erfuhr es andererseits von ihr keine nennenswerte Unterstützung. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts gestalteten sich die konfessionellen Verhältnisse erträglicher. Die katholische Klosterkirche, die länger als 200 Jahre unbenutzt geblieben war, wurde im Jahre 1713 wieder in gottesdienstlichen Gebrauch genommen. Versuche des Augustinerordens, sich im früheren Kloster erneut niederzulassen, scheiterten. Im Jahre 1732 hatte Reichenbach den Besuch des späteren Kaisers Franz I. von Österreich und des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Noch ahnte damals niemand, dass kaum zehn Jahre später der Sohn dieses Preußenherrschers an der Spitze einer siegreichen Armee seinen Einzug halten würde.

Am 3. Januar 1741 rückten die ersten preußischen Truppen in die Stadt ein, und am 21. August weilte Friedrich II. zum ersten Mal in ihren Mauern. In der Folgezeit sollte sie ihn noch oft, in guten und schlechten Tagen, bei sich zu Gaste sehen. Mit Ausnahme des letzten deutschen Kaisers empfing Reichenbach seither den Besuch sämtlicher preußischen Herrscher. Der Erste und Zweite Schlesische Krieg ging ohne größere Heimsuchungen an der Stadt vorüber. Die nachfolgenden Friedensjahre unter preußischer Herrschaft förderten ihren Wohlstand. Nun erhielt die Stadt auch eine Garnison. Eine straffe Verwaltung schuf die Grundlage für den neuen Aufschwung der Wirtschaft. Die Handweberei sah wieder bessere Zeiten. Dann kam der Siebenjährige Krieg ins Land. Abwechselnd war Reichenbach in den Händen der Österreicher und Preußen, die ihm beschwerliche Kriegsleistungen abforderten. Vor Reichenbachs Toren wurde am 16. August 1762 die letzte Schlacht des langen Krieges auf schlesischem Boden geliefert. Sie endete mit dem Siege der Preußen, die den Feind bis zu den Hängen des Fischerberges auf der ganzen Linie in die Flucht schlugen. Während des Kampfes war der große König durch die Straßen der Stadt geritten, alte Bekannte herzlich begrüßend. Als endlich das Friedensfest gefeiert werden konnte, da gab ein Reichenbacher Bürger seiner Treue zu Preußens Fahnen in folgender Aufschrift an seinem Hause Ausdruck:


Auf Preußens Glück schenk ich jetzt ein,

"Gut preußisch sein ist eine Ehre!

Und wenn ich Hab und Gut verlöre,

So wollt' ich doch gut preußisch sein!"


Unter der weisen Regierung Friedrichs II. erfuhr nun Reichenbach die stärkste Förderung. Mit staatlichen Mitteln setzte eine rege Bautätigkeit ein. Mehr als 40 neue Gebäude entstanden, darunter der Gasthof „Zum schwarzen Adler“, der noch heute in seinem steinernen Wappentier und auf einer Gedenktafel an den großen König erinnert. Langsam begann die Einwohnerzahl zu steigen. Im Jahre 1775 zählte die Stadt schon wieder 2727 Seelen. Drei Jahre später drohte nochmals Kriegsgefahr mit Österreich. Im Februar 1779 weilte der Alte Fritz zum letzten Mal in Reichenbach, nachdem er im Sommer zuvor hier die Parade der in Schlesien versammelten Truppen abgenommen hatte. Unter seinem Nachfolger erlangte die Stadt welthistorische Bedeutung durch den in ihren Mauern abgehaltenen Friedenskongress der europäischen Mächte im Jahre 1790. Der Verhandlungssaal in dem großen Ringhause an der Ecke der Breslauer Straße ist noch heute in seinem damaligen Zustande erhalten und eine Sehenswürdigkeit. Leider erfüllte der Reichenbacher Vertrag nicht die von Preußen auf ihn gesetzten Hoffnungen.

Seit 1741 hatten die Protestanten sich mit einem einfachen Bethaus begnügen müssen. Die stattliche evangelische Kirche, zu deren baulicher Gestaltung Langhans, der Schöpfer des Brandenburger Tores, seine Anregungen gab, wurde im Jahre 1797 fertiggestellt. Der schlanke Turm des neuen Gotteshauses verlieh dem Anblick der Stadt von nun an ein neues Gepräge. Am Ende des hier geschilderten Jahrhunderts war der Reichenbacher Industrielle Friedrich Sadebeck der bedeutendste Webwarenfabrikant der Umgegend. Er beschäftigte damals mehr als 1500 Weber, und der Warenumsatz im In- und Auslande war beträchtlich. Bald sollte das neue Jahrhundert der Technik und Maschinen im Surren von tausend Rädchen der alten Handweberei für immer das Sterbelied singen. Absatzschwierigkeiten und ein allgemeiner Notstand der Arbeiterbevölkerung kennzeichnen die nächsten Jahrzehnte. Sie fanden ihren Höhepunkt im Weberaufstand von 1844, dessen dichterische Bearbeitung Gerhart Hauptmanns Ruhm begründete.

Der hauptsächlich für Erbbegräbnisse bestimmte Sadebeck-Friedhof an der Feldstraße entstand im Jahre 1805 und ist in seiner kunstvollen Anlage einer Besichtigung wert. Preußens Unglücksjahre 1806/7 führten die Franzosen und ihre Hilfsvölker nach Reichenbach. Als 1813 der Aufruf „An mein Volk“ erging, sollte die Stadt noch einmal weltgeschichtliche Bedeutung erlangen. Mir Stolz kann sie auf die in ihren Mauern geschlossenen Bündnisse zurückblicken, die schließlich zur Befreiung aus der Fremdherrschaft führten. Hier trafen sich Kaiser Alexander I. von Russland und König Friedrich Wilhelm III. Hier wohnte im alten Pastorenhaus vor dem Trenk-Tore (Tränk-Tore) der Freiherr vom Stein und verhandelte mit den bedeutendsten Staatsmännern Englands, Österreichs und Russlands. Hier weilten im heutigen Ringhause Nr. 19 die Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner und Max von Schenkendorf, bis sie der Völkerbrand auseinanderriss.

Nach dem glücklichen Ende der Befreiungskriege wurde Reichenbach im Jahre 1816 sogar Hauptstadt des damals gebildeten Gebirgsregierungsbezirks, der sich längs der Sudeten von Glatz bis hinauf nach Hirschberg erstreckte und dem 15 Kreise angehörten. Der Bezirk bestand freilich nur drei Jahre, in dieser kurzen Zeit nahm die Stadt aber nichtsdestoweniger einen starken Aufstieg. Im Jahre 1830 zählte sie bereits mehr als 4300 Einwohner, 1840 waren es schon über 5000. Die Notlage der Handweber führte zu dem bereits erwähnten Aufstand von 1844, von dem Reichenbach jedoch nicht unmittelbar betroffen wurde; denn die blutigen Zusammenstöße zwischen Militär und Bevölkerung spielten sich im benachbarten Langenbielau und Peterswaldau ab.

Das Revolutionsjahr 1848 brachte unruhige Zeiten. Trotz der zahlreich in der Stadt entstandenen Freikorps endete die Bewegung schließlich in unblutigen Redeschlachten und Verbrüderungsfesten. Handel und Gewerbe lagen in den nächsten Jahren sehr danieder. Eine Belebung der Wirtschaft rief der Bau der Eisenbahnlinie von Schweidnitz nach Reichenbach hervor, deren Eröffnung im Jahre 1855 erfolgte und die 1858 nach Frankenstein weitergeführt wurde. Zum Bildungswesen der Stadt nimmt die 1868 ins Leben gerufene Realschule eine wichtige Stelle ein. Sie wurde 1882 in ein staatliches Realgymnasium umgewandelt. Der Feldzug von 1866 ließ die Einwohner in banger Sorge der Nachrichten vom Kriegsschauplatz harren, wenn der Kanonendonner in den stillen Sommernächten über den Kamm des Gebirges dumpf herüberdröhnte. Doch bald konnte man den entscheidenden Sieg von Königgrätz feiern, und mit Jubel wurden die heimkehrenden Regimenter in den festlich geschmückten Straßen begrüßt. Die durch den Krieg eingeschleppte Cholera forderte unter den Einwohnern mehr als hundert Opfer. Dem Andenken der Gefallenen aus den Feldzügen von 1866 und 1870/71 ist das im Jahre 1895 eingeweihte Denkmal auf der Hohen Schanze gewidmet.

Das aus ältester Zeit stammende Rathaus war unzulänglich und baufällig geworden. An seiner Stelle wurde 1874 ein neues Gebäude errichtet, das heute den Marktplatz mit seinen schlichten Zweckmäßigkeitsformen beherrscht. Bei der Volkszählung 1875 hatte die Einwohnerzahl 7000 bereits überschritten.


Gemeinnützige Bestrebungen aller Art machten sich in der hier geschilderten Zeit geltend. Als eine der wichtigsten sei die im Jahre 1882 erfolgte Gründung des „Reichenbacher Eulengebirgsvereins'' hervorgehoben. Er hat sich durch die Schaffung von zahlreichen Ortsgruppen, aus denen später der „Verband der Gebirgsvereine an der Eule“ entstand, um die Erschließung der Schönheiten der heimatlichen Berge bleibende Verdienste erworben.

Der 1. April 1890 bezeichnet einen Wendepunkt in der neueren Geschichte der Stadt. Durch Angliederung der eng benachbarten großen Fabrikgemeinde Ernsdorf erhielt Reichenbach mit einem Schlage erhöhte wirtschaftliche Bedeutung und erreichte eine Einwohnerzahl von mehr als 13 000 Köpfen. Seither ist die Zahl der Textilunternehmen Reichenbachs ständig im Wachsen geblieben — so, dass die Stadt heute im Osten, Süden und Westen von einem Kranze moderner Industrieanlagen umgeben ist, unter denen die Werke des Rosenberger-Konzerns, von Weyl & Nassau, Cohn Gebrüder, Fleischer und Hain, sowie ferner die Maschinenfabrik von Vogel und die Rosshaarweberei von Vogt an erster Stelle zu nennen sind. Bedeutend ist ferner die Dampfmehlmühle von Hilbert.

Zahlreiche Söhne Reichenbachs ließen im Weltkriege ihr Leben und Blut für Heimat und Vaterland. Ihrem Gedächtnis ist der Ehrenfriedhof am Ausgange der Breslauer Straße gewidmet. Für die heimische Industrie brachten die Nachkriegsjahre schwere wirtschaftliche Erschütterungen. Aber Tatkraft und unermüdliche Arbeit eroberten ihr den Wirtschaftsmarkt zurück. Großes ist trotz aller bekannten Schwierigkeiten auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge geleistet worden. Auf dem Gelände zwischen der Ober- und Niederstadt sind ganz neue Häuserviertel erstanden. Stadtverwaltung und Private wetteifern miteinander, auf diesem Gebiete die Lücken der Kriegszeit auszufüllen. Die im Jahre 1927 erfolgte Einweihung des neuen Stadt- und Hallenschwimmbades machte Reichenbach erst neuerdings wieder weithin bekannt. Der in der Nähe des Bahnhofes gelegene Bau erfüllt alle neuzeitlichen Ansprüche und nimmt den Wettbewerb mit jedem anderen Hallenbad Schlesiens auf. Neben dieser Stätte gemeinnütziger Körperkultur ist der vor kurzem vollendete Bau der Landwirtschafts- und Gewerbeschule in der Nachbarschaft des Oberlyzeums auf dem neu geschaffenen „Freiherr vom Stein-Platz“ ein neues Schmuckstück der Stadt geworden. Grünanlagen am Bahnhof und rings auf den alten Stadtwällen geben dem Bilde der sauberen, vorbildlich gepflasterten Stadt mit ihrem großen Marktplatz einen stilvollen Rahmen. Prächtig ist der Ausblick, der sich von der Promenade an der Hohen Schanze auf den Kamm des nahen Eulengebirges bietet, dessen liebliche Schönheit Jahr um Jahr ungezählte Gäste hierher lockt.

Um die Erschließung der heimatlichen Berge hat sich das im Jahre 1927 gegründete „Verkehrsamt Eulengebirge“, das in Reichenbach Sitz hat, besonderes Verdienst erworben.

Sie alle grüßt die alte deutsche Stadt Reichenbach mit ihren hochragenden Türmen und geschichtlichen Erinnerungen, indessen zu ihren Füßen in den Fabrikanlagen der Vorstädte viele tausend rührige Hände mitschaffen am wirtschaftlichen Aufstieg unserer schlesischen Heimat und des deutschen Vaterlandes.



nach: Erich Hasse „Wir besuchen Reichenbach“ (1930), S. 6 ... 21


Rekonstruktion und Anpassung an neue Rechtschreibregeln: Marcin Perliński (2025)

 

 

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