piątek, 24 października 2025

M. Poehlemann → "Im Eulengebirge" (1908/1909) → ein "Reiseführer" aus der späteren Wilhelminischen Epoche

Die Otternsteine im Eulengebirge


Im Eulengebirge

(von M. Poehlemann in Breslau)


Von den Schlesischen Mittelgebirgen kann dem Eulengebirge mit seinen Vorbergen, die für die Touristik sowohl wie für einen längeren Sommeraufenthalt die besten Vorbedingungen bieten, entschieden der Vorzug gegeben, und es kann wegen der Fülle seiner Naturschönheiten anderen Gegenden durchaus ebenbürtig an die Seite gestellt werden.

Eulengebirge wird die zum Gebirgssystem der Sudeten gehörende Bergkette genannt, welche das Glatzer Kesselland auf der Nordostseite abschließt und sich an die Ostseite des Waldenburger Gebirges ansetzt. Es verbindet also dieses mit dem Wartha-Reichensteiner Gebirge, wird vom Waldenburger Gebirge im Nordwesten durch die Weistritz und vom Wartha-Reichensteiner Gebirge im Südosten durch die Glatzer Neiße geschieden. Am Südosten bildet die Glatzer Neiße mit der Weistritz und im Nordosten die Peile die Grenze des Eulengebirges. Das Eulengebirge stellt einen von Nordwesten nach Südosten sich erstreckenden 36 Kilometer langen und 4—12 Kilometer breiten Gebirgskamm dar; es scheidet die Kreise Neurode und Glatz einerseits von Reichenbach und andererseits von Frankenstein; von dem Durchbruch der Glatzer Neiße bei Wartha reicht die Gebirgskette bis zum Ende des Granits im Nordwesten, also beinahe bis nach Salzbrunn. Nach allen Seiten hin fällt sie mehr oder weniger steil ab, besonders ist dies nach Nordosten zur Ebene der Fall. Vom Hauptkamme zweigen sich zumeist rechtwinklig viele Ausläufer ab, die die Täler einschließen.

Reichenbach

Das Eulengebirge zerfällt in zwei Hauptteile: den nordwestlichen Teil, von der Weistritz bis zum Friedersdorfer Pass, den mittleren Hauptgebirgsstock, der sich bis zum Silberberger Pass hinzieht, und endlich den südöstlichen, beim Wartha-Pass endigenden Teil. Die Hauptmasse des Eulengebirges, welches fast ganz bewaldet ist, besteht aus Gneis, der südöstliche Teil aus verschiedenen Schieferarten. In diesen Hauptgesteinen sind wieder andere Gesteinsarten eingelagert; am Südabhange des Kammes liegen roter Sandstein, Steinkohle, Kalk und Grauwackensandstein, auf der Nordseite des östlichen Endes Serpentin. Die Berge tragen in der Hauptsache Nadelwald, wie überhaupt die herrschende Vegetationsform des Eulengebirges der am Nordabhang bis 450 Meter, am südlichen bis 600 Meter herabreichende Wald das am stärksten ausgeprägte Vegetationsbild abgibt. Die Höhenzone besitzt infolge der eingestreuten Laubhölzer und Tannen eine große Mannigfaltigkeit, während von 800 Meter an die Fichte vorherrscht, deren zuweilen auch in der unteren Regionen führende Rolle jedoch, ebenso wie das Auftreten der im Eulengebirge sonst nicht einheimischen Lärche, aus den Einfluss der Forstkultur zurückzuführen ist. Von Laubhölzern finden wir an Bachufern vielfach Grauerlen, auf Lichtungen Birken; Buchen schließen sich, oft vereint mit Bergulmen und dem sonnige Bergrücken bevorzugenden Bergahorn, zuweilen zu größeren Beständen zusammen. In den Lampersdorfer Forsten, auch zwischen Silberberg und Wartha, finden wir mehrfache Exemplare von Eiben. 

Sieb und Bergschloss (Neubielau)

Lange Zeit hindurch wurde das Eulengebirge in der Hauptsache lediglich von den Naturfreunden der umliegenden Ortschaften aufgesucht; sein Name trat der weiteren Welt höchstens in Verbindung mit dem, in den großen Industriedörfern des Gebirges seinerzeit herrschenden Weberelend. Erst die Tätigkeit des „Verbandes der Gebirgsvereine an der Eule" hat die Schönheiten der Eulengebirgsnatur weiteren Kreisen zugängig gemacht. Zwar bestanden schon vordem Gebirgsvereine in Reichenbach, Wüstegiersdorf, Charlottenbrunn, Neurode und Schweidnitz; sie schlossen sich 1883 zu einem „Verband des Eulen- und Waldenburger Gebirges" zusammen, dem sich 1886 auch der ein Jahr vorher begründete „Zobtengebirgs-Verein" anschloss, aus dem dann, nach dem Austritt des letzteren und der Waldenburger Gebirgsvereine (1893) der„Verband der Gebirgsvereine an der Eule" hervorging, dem heute 10 Einzelvereine in Breslau, Frankenstein, Nimptsch, Peterswaldau, Reichenbach, Langenbielau, Silberberg, Peilau-Gnadenfrei, Schweidnitz und Wüstewaltersdorf mit über 2000 Mitgliedern angehören.

Steinkunzendorf (unterer Teil)
Schloss in Peterswaldau

Durch Massigkeit und kühne
Umrisse vermag das Eulengebirge auf den ersten Blick zunächst nicht sonderlich für sich einzunehmen; aber lieblich und schön sind seine Höhen und Täler, und wer es versteht, nicht Kultur-, sondern Naturgenüsse vor allem zu suchen, der wird bei einem Besuche voll auf seine Rechnung kommen. Die von weitem so starre Gebirgsmauer gestaltet sich in der Nähe zu einer herrlichen Welt, in der man nicht müde wird, alle die lauschigen Plätzchen zu besuchen, an denen es sich so selig träumen lässt, wo Sage und Geschichte aus Schlesiens Vergangenheit zu uns reden, wo sich dein Forscher begehrte Schätze erschließen. Mit glitzerndem, weit gespanntem Rahmen umschließen stetig fließende Wasseradern, die für die am Fuß des Gebirges sich ausdehnenden Fabrikdörfer Langenbielau und Peterswaldau eine industrielle Notwendigkeit darstellen, und auf der anderen Seite die schlesische Ebene mit ihrem bunten Mosaik aus Dorf, Stadt und Flur das entzückende Landschaftsbild. Überall atmen wir Frieden und Waldeinsamkeit; dafür spricht der Wald zu uns im Rauschen seiner Blätter und Zweige, im Zwitschern und Jubilieren seiner gefiederten Bewohner, in der ganzen unverwüstlichen Lebenskraft des Bodens zu unseren Füßen, wo das Sprossen und Keimen, wo das Blühen und Duften uns ein Zeugnis ablegt von der Schaffenskraft der Natur.

Überall Ruhe, Waldeinsamkeit! Das gewerbstätige Leben, die blühende Industrie des Eulengebirges wickelt sich fern von den Bergen in den langen Dorfreihen der Ebene ab. Steigt man höher gegen das Gebirge hinauf, dann werden die Häuserreihen der Dörfer immer dünner, bis sie schließlich selbst in die engen Gebirgstäler eintreten, um in ihren am weitesten vorgeschobenen Enden inmitten von herrlichen Wäldern dem Naturfreund ein ungestörtes Heim zu bieten. Da locken gut gepflegte und gezeichnete Wege für zahlreiche Spaziergänge, an stillen Forellenweihern vorbei, empor zu rauschenden Bächen. Da bieten sich Wege für zahlreiche Spaziergänge, die einen sicheren Führer durch Farben und Wegweiser für Wanderungen für jede Zeitlänge abgeben, bis hinauf auf den Kamm zu seinen aussichtsreichen Kuppen. In der Hohen Eule (1014 Meter) erreicht das Eulengebirge seine höchste Erhebung. Der alte hölzerne Aussichtsturm, der 1887 errichtet und 1904 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde, hat inzwischen dem am 24. Mai 1906 eröffneten Bismarckturm Platz machen müssen. Mit ihm wurde seitens des „Verbandes der Gebirgsvereine an der Eule" ein dauerndes Anziehungsmittel dem Eulengebirge geschaffen. Da der an der Baustelle, die von dem Grundherrn Grafen Seidlitz-Sandreczki auf Langenbielau bereitwillig zur Verfügung gestellt war, befindliche Gneis sich zum Bau nicht eignete, wurde die Herstellung des Turmes in Zementbeton von der Leipziger Firma Bastänier & George bewirkt. Die Kosten beliefen sich auf ca. 20 000 Mark. Ein weihevoller überwältigender Moment, urplötzlich vor diesem steinernen Riesen zu stehen, der, wie einst sein Namenträger allein Sturm trotzend, Wache hält über unser Schlesierland! Würdig steht er da im deutschen Bergwald, diesen mit der ehernen Eule auf hohem Mast weit überragend, sich viel Wert zeigend all der großen und kleinen Spenden, die mühsam zusammengebracht wurden, um seine Entstehung zu ermöglichen.

Kaschbach
Schmiedegrund

Bei günstigem Wetter und klarer Luft ist die Rundsicht vom Turm aus die prachtvollste und umfassendste im ganzen Eulengebirge. Das Auge schaut auf die gesegneten Fluren und die freundlichen Ortschaften fast aller Kreise des Regierungsbezirks Breslau auf der linken Oderseite, von Striegau, Neumarkt, Breslau bis hin nach Münsterberg und Kamenz. Der hohe Standpunkt lässt die Vorberge des Schlesischen Gebirges in dieser Landschaft wie niedrige Hügel erscheinen. Offen liegt der Glatzer Gebirgskessel vor uns; wir sehen die Festung Silberberg, das Reichensteiner Gebirge, das Mense- und Heuscheuergebirge. Gen Westen erkennen wir deutlich die gesamten Höhenzüge des Waldenburger Berglandes und darüber hinaus bei völlig klarer Luft auch deutlich den Kamm des Riesengebirges. Ein schönes Stück Erde, das vor uns liegt! Ein harziger Duft steigt auf, den wir mit Behagen einatmen. Überwältigt von der Schönheit der Gottesnatur wenden wir uns auf dem weiß bezeichneten Wege durch den Wald, der ebenfalls dem „Verbande der Gebirgsvereine an der Eule“ gehörenden Eulenbaude zu. Nach 15 Minuten ist sie erreicht, und da liegt auch vor uns das idyllische Eulendörfel mit seinen wenigen, wie aus einer Spielzeugschachtel ausgebauten dürftigen Häuschen; im fernen Hintergründe das Falkenburger Tal und als hohe Firnmauer abschließend zeigen sich Heuscheuer- und Braunauer Berge im glitzernden Kleid von der Sonne beschienen, dem entzückten Blick. Doppelt gut schmeckt nach all dem Gesehenen der Imbiss in der trauten Eulenbaude. Zum Abstieg wählen wir den neuen interessanten, von Herrn Apotheker Max Fritsche in Reichenbach erst kürzlich geschaffenen Weg. Vom Grenzhau wendet er sich durch romantische Waldpartien über die Wegeführung Kreuztanne-Ladestadt, wo uns bald entzückende Ausblicke in das Steinkunzendorfer Tal, auf die reich bewaldeten Höhenzüge am Eulenrücken und in den Reichenbacher Talkessel über die seitlichen Ausläufer des Schindelberges dauernd fesseln, nach dem lieblichen, völlig von Bergen umschlossenen Steinkunzendorf, dem Krummhübel des Eulengebirges, das sich in den letzten Jahren auch ganz zu einer modernen Sommerfrische entwickelt hat.

Schmiedegrund (Wasserfall)
Eulendörfel
Als Rückweg vom Turme wird auch viel der Quarcksteinweg benutzt, ein guter, breiter Waldweg, der über den Hirschplan nach dem industriereichen Wüstewaltersdorf führt, und der dem Wanderer ebenfalls zahlreiche prächtige Ausblicke bietet.

Ähnlich wie im Riesengebirge führt ein mit rot-weiß gezeichneter Weg über den ganzen Kamm des Eulengebirges, der außerordentlich lohnend ist, aber eine stramme Tagespartie darstellt. Diese Kammwanderung von den Sieben Kurfürsten über die Hohe Eule, Ladestadt, Ziegensteine, Sonnenkoppe, Sonnensteine, Ascherkoppe, Hahnenvorwerk bis nach Silberberg, als den beiden Endpunkten des Eulengebirges kann noch weiter ausgedehnt werden, bis an die Glatzer Neiße und andererseits bis an die Weistritz. Der östliche Flügel von Wartha bis Silberberg bietet den Sommerfrischlern der dortigen Dörfer Spaziergänge in großer Zahl auf geologisch durch Silberschiefer und Kohlenkalk bemerkenswerten Kuppen. Jenseits der nun folgenden tiefsten Einsattelung im Kamme, über welche die Eulengebirgsbahn an den Zähnen der Zahnstange nach dem Glatzer Ländchen hinüberklettert, vorbei an Tälern und Höhen, liegt die Festung Silberberg, die großartige Schöpfung Friedrichs des Großen, dessen Werk da oben so steil thront, wie seine Geschichte erhaben ist. Der flüchtige Wanderer kann von der ganzen Gebirgsherrlichkeit, die die Natur verschwenderisch um die ausgedehnten Festungswerke ausgestreut hat, nur kosten; aber der bedächtig genießende Sommergast, der in Silberberg, in Raschdorf, in der Brandmühle oder auf dem Hahnenvorwerk sich auf etliche Wochen eingerichtet hat, dem wird jeder Tag neue unvergessliche Eindrücke bringen. Wandere einmal stundenlang den herrlichen Friedrichsweg durch die prächtigen Lampersdorfer Forsten, die anerkannt den schönsten Waldbestand des ganzen schlesischen Gebirges aufweisen, sieh einmal herab von der mit einem Aussichtsturme gekrönten Ascherkoppe aus das vor dir liegende Land, oder von der stolzen Felsgruppe der Ottensteine, der Sonnenkoppe oder der Reimskoppe, deren imposanter hochbewaldeter, zum Teil von Felsen gekrönter Bergrücken auf dich eine ganz besondere Anziehung ausüben wird! Überall sind die Landschaftsbilder verschieden, wechselnd die Eindrücke, die Bewohner und ihre Sitten in dem lang gestreckten Gebirge, aber überall gleich angenehm empfindet es der Naturfreund, an keiner Stelle geldlüsterne Wirte zu finden, die sich anheischig machen, für die selbstlos in Hülle und Fülle spendende Natur den unberufenen Kassierer zu spielen. Nicht nur auf der gemütlichen Eulenbaude, auch in der Zimmermannsbaude, im Hahnenvorwerk, sowie in der neuerrichteten Grenzbaude und auf dem Donjon in Silberberg, dessen Erhaltung sich der Reichenbacher Eulengebirgsverein besonders angelegen sein lässt, und wo auch eins der verfallenen Räume als Vereinszimmer eingerichtet ist, findet der Gast bei mäßigen Preisen gute Verpflegung und Unterkunft.

Eulenbaude
 
Viadukt der Eulengebirgsbahn bei Silberberg
Silberberg, mit Recht die Perle des Eulengebirges genannt, ehemals eine freie Bergstadt, hat ihren Namen von dem in früherer Zeit dort betriebenen Bergbau auf Silbererz. Zu Anfang des Dreißigjährigen Krieges ging jedes Interesse für den Bergbau verloren; spätere Versuche, ihn wieder zu beleben, blieben erfolglos. Silberberg hat eine außerordentlich reiche geschichtliche Vergangenheit und ist oftmals in fremden Händen gewesen. Nach dem Tode Karls VI. (1740) machte Friedrich II. mit bewaffneter Macht seine Rechte auf Schlesien geltend. Als nach der ersten Eroberung Schlesiens (1741) der preußische König sich von den Ständen in Breslau huldigen ließ, da leisteten im November auch Silberberg und Reichenstein dem Monarchen den Eid der Treue. Der Friede zu Breslau (1742), derjenige zu Dresden (1745) und endlich nach 7-jährigem Kampfe der Friede zu Hubertusburg (1763) bestätigten die landesherrlichen Rechte Preußens auf Schlesien und die Grafschaft Glatz mit Ausnahme der Fürstentümer Teschen, Troppau und Jägerndorf. So kam Silberberg zu Preußen. Schon im Ersten Schlesischen Kriege hatte die Silberberger Gegend die Aufmerksamkeit des Preußenkönigs in hohem Grade erregt, und die Höhen zu beiden Seiten des Passes erschienen ihm zur Anlage von Befestigungen wie geschaffen. So entstand nach unendlichen Mühen, hoch über der Stadt, auf 6 Berggipfeln thronend, nach dem Plan des Oberleutnants von Regeler in den Jahren 1765 bis 1777 der gigantische Bau, dessen Kosten einschließlich der Kaserne über 7 Millionen Taler gekostet haben soll, und der heute noch, nach fast 150 Jahren, trotz des leider fortschreitenden Verfalles, jeden Besucher mit Staunen und Bewunderung erfüllen muss. Der Donjon liegt 685 Meter, die große Strohhaube 740 Meter über dem Meere. Eng verknüpft mit dem Namen der Festung ist auch der des plattdeutschen Dichters Fritz Reuter, der von 1834 bis 1837 einen Teil seiner Festungshaft hier verbrachte, und der in seiner köstlichen „Festungstid" von seinem Silberberger Aufenthalt erzählt. Seit 1860 ist die Festung als solche aufgehoben, und 1867 wurde auch die letzte Garnison, das Füsilier-Bataillon des 51. Infanterieregiments, aufgelöst. Mit ihren gewaltigen Mauern konnte die Festung 1806 den napoleonischen Truppen, die sich umsonst daran versuchten, Trotz bieten; weder Sturmangriffe, noch Brandkugeln konnten der Veste beikommen. Wenn Silberberg heute auch seine Rolle als Schutz und Bollwerk ausgespielt hat, so ist dem Städtchen doch eine andere, vielleicht gleichhoch zu achtende Bedeutung zuteilgeworden. Diese Bedeutung wird derjenige zu schätzen wissen, der je in ihren Mauern geweilt, und der den unvergleichlich schönen Rundblick genoss, den ihre Höhen bieten. Silberberg hält heute ebenso wie die Eulenbaude eine Schülerherberge, deren Besuch von Jahr zu Jahr zunimmt, und deren Kosten von dem Verbande getragen werden. Groß ist die Zahl der Touristen, die Silberberg aufsuchen, und der Eulengebirgsverein Silberberg selbst hat trotz der bescheidenen Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, außerordentlich viel für die Anlage und Zeichnung von Wegen getan. Der Donjon-Hof ist mit Bäumen bepflanzt; in den inneren Räumen entstand ein Restaurant, das heute durch Umbau und Vergrößerung der Lokalitäten eine äußerst anheimelnde und moderne Einrichtung aufzuweisen hat, und wo man trefflich verpflegt wird. Seitdem im Jahre 1901 die Festung in den vollständigen Besitz der Kommune gelangt ist, hat sie sich ganz besonders bemüht, die hauptsächlichsten Werke, besonders den Donjon, vor dem Verfall zu bewahren. Die Kosten für die Renovation der bedeutendsten Teile des Riesenwerkes wurden seinerzeit durch eine Lotterie beschafft. Durch die 1902 eröffnete Endstation der Eulengebirgsbahn ist Silberberg bequem zu erreichen; inzwischen ist Ende 1908 auch die Bahnstrecke Silberberg—Frankenstein dem Verkehr übergeben worden; hoffentlich erfüllen sich auch dadurch die Erwartungen der Bewohner des kleinen, sonst so stillen Städtchens, dass durch das hierdurch neuerschlossene schöne Waldgebiet Silberberg als Ausflugsort noch mehr begehrenswert erscheint.

Festung Silberberg
(Blick auf den Spitzberg)

Auf der Südseite des Eulengebirges, die sich nach der Grafschaft wendet, liegt, unweit der interessanten Stadt Neurode, das kleine Bad Centnerbrunn. Lockend grüßt der Bergkamm hinüber, wo man sich tagelang im wilden Urwald verlieren kann und doch bald wieder in die Wohnstätten zurückgelangt, die sich hier bis in die Hochtäler erstrecken. Günstige klimatische Verhältnisse, die durch die umgebenden Bergwälder geschützte Lage des Bades, welche den Zutritt rauer Winde wehrt, andererseits die Luft füllt mit den Ausströmungen der Nadelhölzer, machen Centnerbrunn zu einem ebenso angenehmen, als gesunden Aufenthalt. Die 1836 entdeckte Hauptquelle entspringt auf dem Centnerberg; sie wird als Tafelwasser Centnerbrunn, das heute zu den beliebtesten natürlichen Sauerbrunnen zählt, auf den Markt gebracht. Für Freunde stillen Naturgenusses ist Centnerbrunn wie geschaffen; weitab von dem Geräusch des Tages bietet es dem Ermüdeten ein idyllisches Asyl.

Viele schöne Punkte, die ein kräftiges Heilmittel gegen das Ungemach des Lebens bilden, und die die Sorgen des Alltags vergessen lassen, ließen sich noch anführen, so das idyllische Neubielau, das man am besten von der Großen Buche aus durch den Tiefengrund besucht. Sein blau-grüner Duft über den üppig sprossenden Fichtenschonungen öffnet dem Naturfreunde das Herz, und die steil aufsteigenden Stämme mit dem dunklen Grün und dem feierlichen Rauschen in ihren Wipfeln verkünden Harmonie und Gesundheit. Überaus imposant erhebt sich das 1903 mit großem Kostenaufwands errichtete Sanatorium Ulbrichshöhe in Steinseisfersdorf, schon von weitem den Wanderer grüßend. Durch das enge Steinseiffersdorfer Tal, vorbei an dem 1907 neu erbauten Gast- und Logierhaus Lindenruh, gelangen wir nach dem romantisch gelegenen Schmiedegrund, weiter hinauf nach den echten Gebirgsdörfern Friedrichshain und dem höchsten Gebirgsort des Kreises, dem Dorfe Kaschbach, das direkt unter der Hohen Eule liegt und den ausgeprägten Charakter des Gebirgsdorfes trägt. 

Eulengebirgswald
Reich an Eindrücken ist eine Durchstreifung des Eulengebirges; sie gewährt wanderlustigen Touristen tiefe Einblicke in die anziehende Natur, und gerade der eigenartige Wechsel zwischen Wildnis und Kultur macht das Eulengebirge so anziehend. Dank der Tätigkeit der Eulengebirgsvereine durch Wort und Schrift sind die Schönheiten der Eulengebirgsnatur in den letzten Jahren in weitere Kreise gedrungen. Die Dörfer, lange Jahre nur als Wohnsitz armer Weber gekannt, nehmen ein freundliches Aussehen an und richten sich mehr und mehr zur Aufnahme von Sommerfrischlern ein. Damit erscheint auch ein Faktor gegeben, die alte Webernot zu lindern und vielleicht ganz verschwinden zu lassen.


Quelle: „Schlesien“, 1908/1909, S. 573...580

Texterkennung und Anpassung an neue Rechtschreibregeln: Marcin Perliński (2025)

 

 

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