Reichenbach im Spiegel der Statistik
Wesen und Bedeutung einer Stadt erschöpfen sich zwar nicht in zahlenmäßigen Angaben; wenn trotzdem im Nachstehenden ein kurzer statistischer Überblick über Reichenbach gegeben wird, so geschieht es lediglich, um das Bild zu vervollständigen, das dem ortsfremden Besucher der Eulengebirgshauptstadt in dem Büchlein vermittelt wird.
Nach der Bevölkerungsfortschreibung von 1928 zählte Reichenbach 16 841 Einwohner und nimmt damit unter den Städten des Regierungsbezirks Breslau den siebenten Platz ein. Von den Bewohnern waren 10 733 evangelisch, 5 076 katholisch, 51 jüdisch und 147 gehörten anderen christlichen Sekten an. 839 Personen waren Angehörige einer nicht kirchlichen Weltanschauung (Dissidenten). In der stark entwickelten Industrie finden etwa zwei Fünftel der Einwohnerschaft ihren Lebengunterhalt, davon sind mehr als 4000 Personen in der Textilindustrie beschäftigt.
Drei katholische und zwei evangelische Kirchen, sowie eine Synagoge dienen gottesdienstlichen Zwecken. Seit altersher ist die Stadt reich an öffentlichen Bildungsanstalten. Sie verfügt über drei evangelische, zwei katholische und eine weltliche Schule (Sammelklassen). An höheren Bildungsstätten sind ein staatliches Realgymnasium, ein städtisches Oberlyzeum und eine höhere Handelsschule vorhanden. Fachliche Ausbildung vermitteln die städtische Handelsschule, eine kaufmännische, eine gewerbliche und eine gärtnerische Fortbildungsschule, sowie die Landwirtschaftsschule. Schließlich steht der Einwohnerschaft noch die reichhaltige städtische Volksbibliothek (über 2000 Bände) zur Verfügung. Reichenbach ist als Kreisstadt der Sitz zahlreicher Behörden; von ihnen seien angeführt: Kreisverwaltung, Stadtverwaltung, Finanzamt, Amtsgericht, Zollamt, Postamt (mit Nebenstelle am Staatsbahnhof), Chemisches Untersuchungsamt, Gewerbeaufsichtsamt, Katasteramt, Medizinalamt, Veterinäramt und Kreischulamt. Verkehrszwecken dienen zwei Staatsbahnhöfe (Reichenbach-Eulengebirge und Reichenbach-Niederstadt), sowie der Bahnhof der Eulengebirgsbahn. Zur Förderung des Fremdenverkehrs ist das Verkehrsamt Eulengebirge eingerichtet. An öffentlichen Geldinstituten sind neben der städtischen und der Kreissparkasse, sowie der Reichsbanknebenstelle vorhanden: je eine Zweigstelle der Kommunalbank für Niederschlesien und der Deutschen Bank, ferner das Bankgeschäft W. F. Hoffmann, die Genossenschaftsbank und der Reichenbacher Bankverein.
Nicht minder zahlreich sind die sozialen Einrichtungen. Volksgesundheitlichen Zwecken dienen das Stadt- und Hallenschwimmbad, die neueste und modernste Anstalt Ostdeutschlands, ferner ein Freibad, vier Turnhallen, ein Jugendspiel- und -sportplatz mit Jugendheim und die Liegehallen für Lungenkranke.
An Wohltätigkeitsanstalten sind außer mehreren Schwesternstationen beider christlichen Bekenntnisse vorhanden: ein evangelisches und ein katholisches Waisenhaus, fünf Kleinkinderheime (zwei evangelische, zwei katholische, ein weltliches), sowie ein städtisches Altersheim und Armenhaus. Als gemeinnützige Einrichtungen seien schließlich noch die vorbildlich geschulte und ausgerüstete Freiwillige Feuerwehr, das reichhaltige Heimatmuseum (im Jugendheim) und das im Aufbau begriffene Stadtarchiv erwähnt.
nach: Erich Hasse „Wir besuchen Reichenbach“ (1930), S. 34 ... 37
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