środa, 8 października 2025

"Der Lindwurm im Keller zu Schweidnitz" → eine Legende aus Niederschlesien

 

Der Lindwurm im Keller zu Schweidnitz


In einem Hause der Kupferschmiedestraße zu Schweidnitz gibt es im Keller einen Brunnen. Zwei- wo nicht mehrmals sind einst in jenem Keller Dienstmädchen verschwunden. Eimer, die sie zum Wasserholen mitgenommen, verblieben von ihnen als einzige Spur. Trotzdem versuchte eine dreiste Magd, die eben neu in Dienst getreten, ungläubig den Gang zum Brunnen. Eine männliche Person aber schleicht ihr nach, blinzt durch die Türspalte und sieht, wie ein Lindwurm urplötzlich aus dem Brunnen aufsteigt, die Schöpfende packt und hinabführt, bevor es möglich ist, Hilfe zu leisten. Niemand wollte nun mehr den Keller betreten, noch mit dem Lindwurm sich einlassen. Ein Verbrecher endlich, über den das Todesurteil schon gesprochen war, erklärte sich bereit, wenn man ihm alles gewähre, was er dazu bedürfe. Darauf lässt er sich eine Rüstung aus lauter kleinen metallenen Spiegeln anfertigen, legt sie an und steigt nach dem Keller. Der Lindwurm stutzt, als er, beim Scheine mitgenommener Kerzen, in den Spiegeln sich tausendfach selber zu sehen kriegt. Diesen Augenblick benutzt der Kühne, ihn zu erlegen und so doppelt sein Leben zu retten. Zum Andenken hieran sei, berichtet die Sage, ein Kruzifix in dem Keller aufgerichtet worden.

Jüngerer Zeit nun ward selbiger zu einer Seifensiederwerkstatt in Benutzung genommen. Behufs einer Raumgewinnung für Gerätschaften ging man daran, eine augenscheinlich ausgemauerte Nische aufzudecken. Da fand sich, dass die Mauer einen hohlen Raum abschloss, und dahinter war wirklich ein steinern Kruzifix angebracht. Nun wollte abermals niemand den Keller betreten. Man führte die Mauer wieder auf und gab das Bildnis seiner Verborgenheit zurück.


Archaische Lexik und Stilistik gänzlich beibehalten!



Quelle --->
Prof. Dr. R. Kühnau „Sagen aus Schlesien“, zweite Auflage,
Leipzig 1925, Seiten 47 ... 48 (Text Nr. 65)



Texterkennung und Anpassung an neue Rechtschreibregeln --->
Marcin Perliński (2025)

 

PDF-Version

 

Kupferschmiedestraße / ul. Kotlarska

 

Brak komentarzy:

Prześlij komentarz