poniedziałek, 6 października 2025

"Die Herrlein bei Langenbielau" → eine Sage aus dem Kreis Reichenbach im Eulengebirge


Die Herrlein bei Langenbielau


Der Herrlaberg oder Herrleinberg bei Langenbielau ist nicht wie andere Berge. Er ist nämlich inwendig ganz hohl und voll weiter Gewölbe und Gänge. Diese hatten seit undenklichen Zeiten ganz kleine Erdgeister, vom Volke ehrfurchtsvoll die Herrla (Herrlein) genannt, ausgehauen und bewachten darin unermessliche Schätze. Nur äußerst selten, und oft viele Jahre nicht, ließen sie sich in der Johannisnacht sehen, und das auch nicht von gewöhnlichen Menschen, sondern nur von Sonntagskindern. Es gab nur einen Eingang in des Berges Innere, der war aber sehr eng und versteckt, auch nur alle hundert Jahre einmal und in einer Johannisnacht geöffnet. Derselbe erschien sonst und am Tage wie eine geringe Höhlung in der Felswand oder ein halbverschüttetes Loch. Die Leute nannten ihn deshalb und nennen ihn noch das Quargloch und die Herrlein selber die Quargmännlein.

Es war aber jedermann bekannt, dass die Herrlein äußerst zornig würden, wenn sie sich mit diesem Namen anrufen hörten, und solch einen Spötter straften sie dann, wenn sie seiner habhaft wurden, tüchtig ab, zum Beispiel den Bauern Adam aus Nieder-Langenbielau. Diesen überraschte an einem Johannisabend die Dunkelheit auf dem Felde in der Nähe des Niederhofes. Da gewahrte er auf einmal einen hellen Schein, der vom Herrlaberge kam und zwar von einer Stelle, wo er genau wusste, dort ist das Quargloch und die Öffnung in den Berg. Flugs eilte er den Berg hinan, und siehe da! — Er erblickte einen hellerleuchteten Gang, der in den Berg hineinführte. Ganz vorn aber stand ein Gefäß wie ein großer Braukessel, ganz voll funkelnder Goldstücke. Mit gieriger Hast tat er einen tiefen Griff hinein und — griff in die leere Luft. Alles war verschwunden, um ihn war's finster, er befand sich hoch am Herrlaberge im Freien und in der Nähe der Quargschüsseln. Aber so finster war es doch nicht, dass er nicht ganz in seiner Nähe mit Staunen einen Galgen gesehen hätte, an einer Stelle, wo nie früher einer gestanden hatte. Darum kriebelte und krabbelte es und huschte wie dunkle Gestalten umher. Dem Adam standen die Haare zu Berge, wie er darauf hinstarrte. Aber die Knie schlotterten ihm vollends, als es in ihm wie ein Licht aufging: Das sind die Quargmännlein! Und schon schrie es: Wen nehmen wir? Und gleich darauf: Den mit der roten Mütze! Dann fühlte er sich — denn er war der unglückliche Träger der roten Mütze — unaufhaltsam fortgerissen, man legte ihm einen Strick um den Hals, er spürte noch, wie man die Schlinge fester und immer fester zog, ihn endlich emporhob, und nun zappelte der arme Adam noch ein paarmal aus Leibeskräften, tat zu allerletzt noch einen gellenden Schrei und — befand sich, er wusste nicht wie, keuchend und mit dem Angstschweiß auf der Stirn, auf freiem Felde dicht am Niederhofe. Alles war ein Spuk gewesen.

Lange, lange Jahre nachher fiel es den kleinen Herrlein — kein Mensch wusste warum — mit einemmal ein, ihren Berg zu verlassen und einen andern Wohnsitz zu wählen. Es erschien nämlich in einer Nacht bei dem Bauer Herzig in Mittel-Langenbielau ein winziges Männlein und gebot ihm, unverzüglich seine Pferde und Geschirr bereit zu machen und ihm auf öden Berg zu folgen. Noch in selbiger Nacht verließen die Herrlein samt und sonders den Berg, nachdem sie ihn vorher mit einer Kette aus gefeitem Golde umzogen und für immer verschlossen hatten. Sie ließen sich im Zobtenberge nieder und mögen dort heute noch ihr Wesen im Verborgenen treiben. Dem Herzig aber füllten sie zum Dank seinen Wagen mit dürrem Laube. Doch dieser warf selbiges auf dem Rückwege entrüstet wieder heraus; aber zu seinem Glücke nicht alles; denn ein kleiner zufällig zurückgebliebener Rest erwies sich nachher als von reinstem Golde. Herzig wurde dadurch zum reichen Manne und erbaute sich zum Wohnhause das sogenannte Herzigschlössel, das noch heutigen Tages steht.

 

Quelle --->  

Prof. Dr. R. Kühnau „Sagen aus Schlesien“, zweite Auflage, Leipzig 1925, S. 28 ... 30 (Text Nr. 40)

 

Texterkennung und Anpassung an neue Rechtschreibregeln ---> 

 Marcin Perliński (2025)

 

PDF-Version

 

Der Herrleinberg / Holimberek (Góra Parkowa)

 

 

 

 

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