niedziela, 5 października 2025

"Der Tod als kleines Männchen" → eine Sage aus dem Kreis Reichenbach im Eulengebirge

 

Der Tod als kleines Männchen


Vor 30 bis 40 Jahren noch ging der Tod als altes kleines Männlein hie und da in die Häuser der Dörfer am Zobten und Geiersberge, um nachzusehen, ob die Leute wohltätig und gut wären. Eines Abends saß noch spät eine Frau am Spinnrocken, da kam ein altes dürftiges Männlein herein und bat um etwas zum Essen. Die mitleidige Frau erwiderte: „Ich habe heute selbst nichts mehr, aber ich will dir meine letzte Schüssel Milch aus dem Keller holen.“ Sie ging, brachte die Schüssel und sagte: „Da, iss!“ Das Männlein setzte sich und verzehrte die Milch. Dann sagte es: „Weil du dich eines Hungernden erbarmt hast, schenke ich dir ein langes Leben.“ Und die Frau wurde über 80 Jahre alt. — „Ich habe sie selbst gekannt,“ sagt die Erzählerin, eine Frau aus Schlaupitz, „es war die Muhme meiner Mutter.“

Ein andermal ging der Tod in ein Häusel und bat um eine Gabe. Die Frau aber wies ihn mit bösen Worten fort. Da sagte der Tod: „Warte, du sollst an mich denken!“ Als die nächste Krankheit ins Dorf kam, musste die Frau sterben.




Quelle --->

Prof. Dr. R. Kühnau „Sagen aus Schlesien“, zweite Auflage, Leipzig 1925, S. 62/63 (Text Nr. 90)



Texterkennung und Anpassung an neue Rechtschreibregeln --->

Marcin Perliński (2025)

 

PDF-Version

 

 

Schlaupitz / Słupice


Brak komentarzy:

Prześlij komentarz