czwartek, 2 października 2025

"Die wunderbare Buche" → eine Sage aus dem Eulengebirge (1882/1908)

Die wunderbare Buche

Die Bewohner des Eulengebirges und seiner Ausläufer, besonders die in den Dörfern seiner engen Täler, blieben lange von den Hauptverkehrsadern des Kreises und der Provinz unberührt. Bei ihnen haben sich daher Sitten und Gebräuche, Sprache und Sagen aus alter Zeit bis in die neueste Zeit hinein rein erhalten, obgleich sich diese nur mündlich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzen. Von den dort umlaufenden Sagen hat auch Professor Dr. Kühnau eine Anzahl in seine Sammlung „Schlesische Sagen" ausgenommen, die 1900 bei Teuber-Leipzig erschienen sind.

Nordöstlich von Rudolfswaldau, zwischen der Schirgenschenke und dem Planberge liegt der "Buchberg" in einer verlorenen Ecke, hart an der Grenze der Dorfgemarkung. Inmitten des von struppigem Heidekraut bestandenen Unlandes steht auf stürmischer Höhe einsam eine alte knorrige Buche. Ihr Stamm ist schon hohl, aber noch trotzt sie wacker den Zeiten als ein sagenumwobener Zeuge verklungener Tage. Die Rudolfswaldauer sehen sie als ein Wahrzeichen des Dorfes an und behaupten, der Baum im Gemeindesiegel sei ihr Abbild.

Als junges Stämmchen, so berichtet der Volksmund, wurde sie verkehrt in die Erde gepflanzt  aber sieh, das Wunder geschah: Die Krone in der Erde versorgte nun den Baum mit Nahrung, und lustig grünten die in ein neues Element gestellten Wurzeln — nur der knorrige Wuchs der Krone verrät noch heute ihre ursprüngliche Bestimmung. Diese Pflanzung soll in der Reformationszeit erfolgt sein, wie auch aus dem Weihspruch geschlossen werden könnte, den der Volksmund bis auf den heutigen Tag überliefert hat:
 

"So wahr dieser Baum gedeihen, wachsen und viele Jahrhunderte überdauern wird, so wahr wird Luthers Lehre sich ausbreiten und alle kommenden Geschlechter überdauern!"

Niemand legt die Axt an den Stamm. Vorzeiten versuchte man zwar einmal, sie umzusägen, aber Blut floss aus der Wunde, und als die Frevler nicht abließen, erhielten sie unversehens derartig starke Ohrfeigen, dass sie bestürzt ihr Werk nunmehr schleunigst aufgaben.

Mittags um die zwölfte Stunde schreitet langsam ein Mann um die Buche herum. Seinen Kopf fährt er in einem Schubkarren vor sich her. Wehe, wer ihm begegnet, mit unwiderstehlicher Gewalt packt er den Unglücklichen, wirft ihn zu seinem Kopf in den Karren und fährt ihn im Saus zum Dorfe, wo er den vor Angst und Grausen Halbtoten vor dessen Haustür ablädt.

Andere wollen wissen, dass um die Mitternachtstunde ein finsterer Jäger auf einem Rappen dort durchs Revier reitet. Seinen Kopf trägt er unter dem Arm, das Pferd hält den seinen zwischen den Vorderbeinen. Ob er aber, wie einstens der wilde Jäger oder der Schimmelreiter, dem erstarrten Wanderer oder dem erschrockenen Grenzfrevler das Genick herumdreht und ihn ewig in der wilden Jagd mitreiten lässt, weiß unsere Sage nicht zu melden.

Vorzeiten — einige meinen, im Siebenjährigen Kriege — sollen sich Truppen auf jenen Höhen im Gefecht gegenübergestanden haben. Nach dem Treffen begruben die Bauern die Gefallenen an jenem verrufenen Orte. Man sagt, dass auch jetzt noch hin und wieder Überreste aus jenen Tagen gefunden worden seien. Die alten Kämpfer hatten aber auch jetzt im Grabe noch keine Ruhe. Wenn von den Kirchtürmen der umliegenden Dörfer die Mitternachtstunde verkündet wird, ertönt leise kriegerische Musik aus der Erde, die Gräber entlassen die Geister der längst Verendeten, und aufs Neue treten sie in Reih und Glied, um den Feind zu bezwingen. Erst schlägt 1 Uhr verschwindet der Spuk, und nur der Wind streicht wieder über raschelndes Laub.

An warmen Sommertagen aber, wenn ringsumher am Mittag die Grillen zirpen und flimmerndes Sonnenlicht über den weiten wogenden Feldern liegt, ertönt um die zweite Stunde eine wunderliche Harfenmusik von der allen Buche herab, wie sie früher nie gehört wurde. Früher, so sagt man, hätten die Hirten vor Freuden ringsum auf den Weiden zu dieser Musik getanzt.

Vielleicht, dass auch heute noch ein Wanderer sie vernimmt, der, dort rastend, traumverloren hinausschaut ins weite heimatliche Schlesierland.


(Heilmann, Lehrer)



Quelle --->

W. Reimann "Geschichte und Sagen der Burgen
und Städte im Kreise Waldenburg"
(1882/1908), Seite 269



OCR-Verarbeitung und Anpassung
an neue Rechtschreibregeln --->

Marcin Perliński (2025)

 

PDF-Version

 

Fagus Tortuosa, Gremsheim in Niedersachsen
 

 

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