Der Werwolf
Nach Mitteilungen der „Schlesischen Provinzialblätter“ waren in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts im schlesischen Gebirge noch Wölfe vorhanden. Sie traten zu manchen Zeiten so zahlreich auf, dass die Bauern voller Besorgnis ihr Vieh nur unter gesichertem Schutz auf die Weide treiben ließen. Nach den Schlesischen Kriegen forderte die Regierung Friedrichs des Großen zur Vertilgung der Raubtiere aus und setzte Belohnungen für die Ablieferung eines Wolfbalges aus. Im Liebichauer Revier wurden 1784 eine Wölfin mit sechs Jungen und im März 1789 im Polsnitzer Revier eine Wölfin mit sieben Jungen erlegt. In der Zeit, da die Wölfe noch zahlreich vorhanden waren, bildete sich im hiesigen Kreise die Werwolf-Sage.
Unter einem Werwolf verstanden die Leute eine Menschenseele, die es vermochte, zeitweise Wolfsgestalt anzunehmen und in dieser Gestalt allerlei Untaten zu begehen. Die geeignetste Zeit dafür waren die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und hohem Neujahr. In dieser Zeit durfte man einen Wolf nicht bei seinem Namen, sondern nur Unflat, Ungeziefer oder Gewürm nennen, sonst zerriss er nicht nur die Herde, sondern auch den Hirten.
Die Chronik des Dorfes Giersdorf erzählt die Werwolf-Sage also:
„Fand sich in der Fastenzeit ein grimmiger Wolf in den Fellhammer Wäldern, der auch in anderen Orten sich sehen ließ und den des Weges kommenden Leuten sehr nachsetzte. Er hat alsdann in Altwasser ein Kind und in Fellhammer zwei Kinder erbissen, auch in Weißstein, Steingrund und Tannhausen an jedem Orte ein Kind zerrissen und gefressen. Da aber denselben an jedem dieser Orte sehr nachgesetzt worden, hat er sich gänzlich verloren. Hierbei war ein Mann in Fellhammer, der alte Gumprich genannt, in Verdacht, als ob er sich in den Wolf verwandelt hätte."
(Müller)
Quelle ---> W. Reimann "Geschichte und Sagen der Burgen und Städte im Kreise Waldenburg" (1882), Seite 273
OCR-Verarbeitung und Anpassung an neue Rechtschreibregeln ---> Marcin Perliński (2025)
![]() |
Fellhammer / (obecnie już jako) Kuźnice Świdnickie |
Brak komentarzy:
Prześlij komentarz