czwartek, 2 października 2025

"Die Jungfrau und der Bär" → eine Legende aus der Umgebung von Zobten

Zobtenberg / Góra Ślęża
 

Die Jungfrau und der Bär

Im Anfang des 12. Jahrhunderts blickte vom Gipfel des Zobten in die liebe schlesische Heimat gar trutzig die feste Burg des reichen und angesehenen Kirchen- und Klosterbauern Peter Wlast. Kein drohender Waffenlärm aber ertönte in ihren weiten Hallen; auf dem Hofe übten sich nicht die Ritter zum Turnier, und sie zogen nicht aus zu Raub und Kampf. Denn nicht nur nach außen zeigte sich Peter Wlast als Friedensförderer, er hielt diesen auch in seinem Hause.

Der Kurzweil und dem Vergnügen der Schlossbewohner dienten mehrere Bären, die in einem Zwinger, einem von allen Seiten mit hohen Gittern umgebenen Raume, gehalten wurden. Ein Wärter sorgte für sie und richtete sie ab, dass sie mit den Bewohnern der Burg in Verkehr treten, und diese durch ihre Bewegungen und ihr Verhalten ergötzen und zerstreuen konnten. Einer der so abgerichteten Bären hatte mit einem der Dienstmädchen namens Gertrud innige Freundschaft geschlossen.

Gleichzeitig war er auch der Liebling der Schlossherrin Maria, der Gemahlin Peter Wlasts. Da der Bär gern Fische fraß, erhielt das Mädchen von Zeit zu Zeit von der Gräfin den Auftrag, dem Tiere diese Leckerbissen zu besorgen. War nun Gertrud den Berg hinabgestiegen, so kam der Bär, der schon den Zweck dieser Wanderung konnte, ihr den halben Weg entgegen, um ihr die Last abzunehmen und sie der Herrin zu überbringen.

Eines Tages war das Mädchen wieder ausgegangen, um das Lieblingsgericht für Petz einzukaufen. Da es sich auf dem Rückwege bedeutend verspätet hatte, musste das Tier etwas warten. Als Gertrud endlich an den Ort kam, wo der Bär ihrer harrte, stürzte sich dieser ihr gierig entgegen und schnappte hastig nach dem Körbchen. Doch das Mädchen trat zur Seite und neckte, wie stets, den Bären, indem es einen Fisch, aus dem Körbchen nahm und ihn dem Tiere vor die Nase hielt. Diesmal aber, durch das lange Warten bös geworden, verstand Petz keinen Spaß. Ergrimmt stellte er sich auf seine Hinterbeine und drang auf das Mädchen ein, das sich gegen das wütende Tier tapfer wehrte. In größter Bedrängnis nahm es die lange Nadel, mit der das Schultertuch zusammengesteckt war, und bohrte sie durch das Auge tief in den Kopf des Tieres. Der Bär brüllte vor Schmerz laut auf, stürzte sich mit neuer Wut auf die Wehrlose und tötete das schwer verwundete Mädchen. Dann stürzte aber auch er tot nieder zu den Füßen der Toten auf das Körbchen, dessen Inhalt nun doch sein geworden war.

Als man am nächsten Morgen die vermisste Dienerin und den Bären suchte, fand man beide tot in ihrem Blute. Die Gräfin ließ bald darauf an jener Stelle ein Denkmal errichten, das heute noch vorhanden ist. Man trifft es, wenn man den Weg vom Städtchen Zobten zum Aufstieg auf den Berg wählt. Es besteht aus einer aus Granit gemeißelten Mädchenfigur, die einen großen Fisch im Arm trägt, und zu deren Füßen ein Bär liegt.



(von Georg Hyckel)

 

 

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polnische Übersetzung

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